Für alle Zeit. Immer. - Kritik zu Folge 1.06 von Loki

SPOILER

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Tom Hiddleston und Sophia Di Martino als Loki und Sylvie

In der vergangenen Woche gab es einen Wunsch: Das Staffelfinale "Für alle Zeit. Immer." von Loki sollte bitte die Frage beantworten, welcher Nexus-Vorfall dafür gesorgt hat, dass Sylvie das Leben auf der Flucht führen musste - und ob Mobius seinen Jet-Ski bekommt. In diesem Sinne ist die finale Folge von Staffel 1 eine kleine Enttäuschung. Denn beide Fragen bleiben (vorerst) unbeantwortet.

Wer sonst immer zu denjenigen gehört, die das Marvel-Intro überspringen, verpasst dieses Mal etwas. Denn Marvel hat es sich nicht nehmen lassen, den Einstieg anzupassen. Zu hören sind prägnante Zitate verschiedener Figuren aus 13 Jahren MCU, die nahtlos übergehen in bekannte Zitate unserer Zeit. Nelson Mandela kommt zu Wort, Greta Thunberg und Malala Yousafzai sind neben Loki und Vision ebenfalls zu hören. Und da ist sie dann endlich: Die Festung. Auf geht's!

WHOA! Miss Minutes!

Auf Facebook sind in der vergangenen Woche unter der Kritik noch Wetten angenommen worden, wer sich denn hinter der TVA verbirgt. Ein Kommentierender fand die Uhr verdächtig - und deswegen war ein Schmunzler da, als Miss Minutes in der Festung dann auch noch einmal einen Auftritt hatte. Auch wenn das TVA-Maskottchen schon fast Jump-Scare-Potential hatte.

Aber genug des Hinhaltens! Immerhin ist es das Finale, und das Publikum möchte endlich wissen, ob es mit seinen Vermutungen zu Kang richtig gelegen hat. Und da ist er auch schon: Jonathan Majors darf in Loki in der Tat seine Premiere als Marvel-Schurke feiern und nicht - wie eigentlich angekündigt - in Ant-Man and The Wasp: Quantumania. Aber das Spiel kennt man von Marvel ja: Geheimniskrämerei. Bis zum Äußersten.

Der, dessen Namen nicht genannt werden darf

So ganz erschließt sich allerdings nicht, warum die Serie das Kind nicht beim Namen nennt und lediglich, über sehr unmissverständliche Anspielungen wie “Eroberer”, Kostüm und das Wirken im 31. Jahrhundert, klar macht, dass wir es tatsächlich mit Kang zu tun haben. Allerdings fällt es leicht, darüber hinwegzusehen. Denn Jonathan Majors legt für seine Rolle eine Spiellaune an den Tag, die ihresgleichen sucht. Die stärksten Szenen im Finale gehören ihm, Tom Hiddleston und Sophia Di Martino fungieren in dem kleinen Kammerspiel in Kangs Büro nur als Stichwortgeber. Jedoch ist beiden anzusehen, dass sie Majors diese Bühne gern geben.

Es ist schließlich deutlich, dass Kang eine komplexe Figur ist. Mal gibt er sich fast kindisch, dann wieder sehr berechnend, bevor er sich fürsorglich zeigt. Klar ist aber auch: Vor ihm sollte man besser auf der Hut sein. Mühelos gelingt es ihm immerhin, Zweifel zwischen Loki und Sylvie zu streuen. Lügt Kang? Weiß er wirklich von allem? Oder hat sein Wissen gerade wirklich vor knapp zehn Sekunden aufgehört?

Dürfen Varianten unkeusche Handlungen an Varianten vornehmen?

Und hier schlittern wir auch in ein Manko der Figurenentwicklung. Die Serie hat sich seit dem Auftauchen von Sylvie Zeit genommen, unzählige leise Momente zwischen ihr und Loki zu erzählen. Es schien, als würde die Variante, die nur ein Leben auf der Flucht kennt, ein bisschen Ruhe finden und eine zarte Bindung zu Loki aufbauen. Da ist es nicht komplett nachvollziehbar, warum Sylvie im entscheidenden Moment auf eine rachdürstige Furie reduziert ist, bei der die Logik sich verabschiedet hat. Denn eigentlich ist Lokis Argument, dass er als Lügner eine Lüge erkennt, nicht von der Hand zu weisen. Dass Sylvie dies alles in den Wind schlägt - das ist nur bedingt logisch und etwas dünn. Und ob es denn Kuss unbedingt brauchte, sei auch dahingestellt. Die Sylki-Shipper werden es gefeiert haben. Einige andere werden aber auch im Hinterkopf behalten haben, dass Sylvie eine Loki-Variante und damit sich eigentlich selbst geküsst hat. Dürfen Variante das eigentlich? Was wäre eigentlich, wenn zwei Varianten einen Nachkommen zeugen? So viele Fragen!

Gekonnt ist aber, dass sich für Loki selbst jetzt der Kreis schließt. Egal, was er macht: Er ist der Verlierer. Er ist allein. Sylvie stößt ihn buchstäblich von sich und bekommt das, was sie haben wollte. Die (vermeintliche?) Rache an der Figur, die sie zu einem Leben auf der Flucht verdammt hat. Ob ihr klar gewesen ist, welche Konsequenzen ihr Handeln hat? Bestimmt. Ist es ihr egal gewesen? Vielleicht. Hier darf aber wieder festgehalten werden: Tom Hiddleston schafft es immer wieder, dass man mit seiner Figur mitleidet. Der sichtlich gebrochene Loki geht ans Herz.

Frust!

Allerdings sorgt das Finale auch für gewaltigen Frust. Es lässt sein Publikum nicht nur mit einem Cliffhanger zurück, sondern mit Fragen. Sehr vielen Fragen. Denn so solide die Episode auch gewesen sein mag, manche Momente wirken unvollendet und deplatziert. Hunter B-15, die auf Ravonna als Direktorin trifft und die Mitglieder der TVA davon überzeugen möchte, dass sie Varianten sind - ein holpriger Anschluss an Folge 5. Die Konfrontation zwischen Mobius und Ravonna hat Owen Wilson im Finale leider wenig Raum gelassen, in der Rolle so zu glänzen, wie wir es im Laufe der Serie gewohnt waren. Auch dieser Augenblick wirkte im Vergleich zu dem Haupterzählstrang etwas schwach.

Vor allem frustriert aber, dass es Marvel dieses Mal wirklich gelungen ist, die Ankündigung von Staffel 2 komplett geheimzuhalten. Ob dieser Schachzug so klug war, sei dahingestellt. Denn so könnte es für den einen oder anderen Zuschauer einen kleinen WTF-Moment gegeben war, als die Folge mit einem Cliffhanger “Loki ist nicht auf dem ihm bekannten Zeitstrahl gelandet, wo ist die Bromance zwischen ihm und Mobius hin?!” und dem folgenden Abspann endete, bevor dann die Mid-Credit-Scene enthüllen durfte, dass die Geschichte von Loki noch nicht zu Ende erzählt ist.

Richtig spannend macht die Serie es jetzt aber im Hinblick auf Phase 4 des MCU. Die ersten Ankündigungen haben bereits vermuten lassen, dass Multiversen und die Zeit eine Rolle spielen werden. Die Fortsetzung zu Doctor Strange heißt immerhin Doctor Strange in the Multiverse of Madness. Zudem wird Doctor Strange in Spider-Man: No Way Home auftauchen - und für den dritten Film um Spider-Man halten sich die Gerüchte, dass Tobey Maguire und Andrew Garfield in ihre Rollen zurückkehren. Andrew Garfield dementiert dies zwar heftig, aber gerade mit dem Staffelfinale von Loki wäre es eine Option, dass auch Peter Parker auf Variante von sich treffen könnte. Eins steht aber fest: Jonathan Majors feiert einen gelungenen Auftakt im MCU. Seine Arbeit macht definitiv Lust auf Ant-Man and The Wasp: Quantumania.

Fazit

Das Finale zu Staffel 1 von Loki hat starke Momente, sorgt aber auch für Frust. Denn manche Momente möchten nicht so ganz in das Kammerspiel um Kang passen, zudem wirft die Geschichte mehr Fragen auf als sie Antworten gibt. "Für alle Zeit. Immer." ist eine solide Folge, die aber im Vergleich zu der sehr starken Serie minimal abflacht. Jetzt heißt es: Warten. Auf das, was Marvel für Phase 4 im Gepäck hat.

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