Kurz kommentiert: Das Titellied von Star Trek: Discovery trifft nicht alle Töne

Die Auswahl von Jeff Russo als Komponist für Star Trek: Discovery hatte man seitens der Fans ohne Frage wohlwollend zur Kenntnis genommen. Seine bisherigen Arbeiten wie Fargo, Tut, The Night Of oder Legion wussten durch die Bank weg zu fesseln. Zudem waren sie eigenständig genug gewesen, um keinen Einheitsbrei erwarten zu lassen. Russo, der auch Gitarrist und Mitbegründer der Band Tonic ist, zeigte sich dann auch begeistert von der Chance, an einer Star-Trek-Serie mitzuarbeiten.

Nach langem Warten ist es nun endlich soweit. Eingebettet in ein Video von den Aufnahmen des Titellieds mit einem stattlichen Orchester und untermalt durch O-Töne von Russo und Produzent Alex Kurtzman, konnte man das Stück erstmals fast ungestört genießen. Nur fast, weil Kurtzman einmal kurz mitten hinein in die Musik sprach.

Dennoch kann man das Gehörte problemlos einordnen. Auffällig ist direkt der Einstieg, bei dem Russo den kultigen Trek-Auftakt der Classic-Serie zitiert und dann in seinen eigenen Score kippen läßt. Dieser zeigt sich zunächst tragend und melodisch wie die Titelmelodien von Star Trek: Deep Space Nine und Star Trek: Voyager, holt dann jedoch schnell zu einem Tempowechsel aus und dürfte so den Actionanteil und düsteren Charakter der Story widerspiegeln. Der Mittelteil des Stücks ist dann auch der spannendste Teil, da er mit viel Pathos zu einer mitreißenden Melodie anschwillt, die Game of Thrones alle Ehre macht, diesem Konkurrenzprodukt aber auch hörbar nacheifert. Dennoch gelingt hier eine wunderbare Spannungskurve, die das Herz zum Klopfen bringt.

Ganz zum Schluss geschieht dann jedoch etwas, das unvorbereitet und irgendwie aus dem Nichts kommt. Die Musik bremst ab und fällt durch einen Wechsel von Streichern auf Bläser in die bekannte Star-Trek-Fanfare, die mit einem letzten Aufbäumen abrupt endet.

Keine Frage: Es ist schön, dass Russo als Einstieg ein bekanntes Motiv gewählt hat, welches vermutlich jedem Fan Gänsehaut beschert, besser noch ist jedoch, wie schnell er dann die Eigenständigkeit seines Werkes herstellt, indem er dem Stil zwar grundsätzlich treu bleibt, jedoch auch etwas ganz Eigenes findet, was gemeinsam mit den passenden Bildern für Adrenalin und Gänsehaut sorgen kann. Warum er jedoch zum Abschluss derart uninspiriert und unmotivert noch aus diesem Selbstläufer herauskippt und die nunmehr gar nicht mehr passende Fanfare verbaut, ist nicht nachvollziehbar. Man mag diesen Bruch clever finden, für mich ergibt er sich jedoch nicht organisch aus dem vorher geleisteten Spannungsaufbau. Nebenbei ist weniger meist mehr: Eine kleine Hommage beziehungsweise Verbeugung zu Beginn hätte definitiv gereicht. Mit diesem letzten Schachzug wirkt das Gesamtwerk jedoch unrund, biedert sich unnötig dem Alten und Bekannten an und verliert dadurch die dringend benötigte Eigenständigkeit.

In aller Kürze: Gemeinsam mit atmosphärischen Bildern wird das neue Titellied garantiert mitreißend und eingängig sein. Ob sich das für den Moment noch etwas irritierende Ende dann auch noch ins Gesamtbild einpassen kann, muss man hingegen abwarten.

Am 24. September startet Star Trek: Discovery beim amerikanischen Sender CBS. Einen Tag später ist die Folge in Deutschland bei Netflix verfügbar.

Preview del tema original de Star Trek Discovery

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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