Bericht von der Comic Con Germany 2019: Stuttgart im Zeichen der Popkultur

Etwa eine halbe Stunde dauert es dann doch, bis man via S-Bahn die Strecke "Stuttgart Hauptbahnhof - Messe/Flughafen“ zurückgelegt hat. Der Weg von der Haltestelle bis zum Ziel ist aber dafür extrem überschaubar und vor allem optimal ausgeschildert - nein, so selbstverständlich, wie man meinen könnte, ist dieser Umstand nicht. Conventions aller Art mit Popkultur-Bezug, also etwa auch der AnimagiC, ist eines gemein: Je näher man dem Veranstaltungsort kommt, desto mehr Cosplayern und Gleichgesinnten begegnet man, sodass schon vor Betreten der Halle das gewisse Con-Feeling aufkommt.

Auf den ersten Blick wird deutlich: Der Status quo kann nur der Anfang sein, da die Location wirklich alle Voraussetzungen mitbringt, um die Comic Con Germany in den kommenden Jahren in einem gesunden Rahmen wachsen lassen zu können. Womit wir schon beim Thema wären: Wo steht die Messe, und was wären mögliche nächste Schritte? Zum mittlerweile vierten Mal war die Landeshauptstadt Baden-Württembergs am 29. und 30. Juni 2019 das Ziel von Popkultur-Begeisterten aus ganz Deutschland.

An dieser Stelle sei noch ein letztes Mal erklärt, dass es mehrere German Comic Cons in unterschiedlichen Städten (etwa München oder Frankfurt), allerdings nur eine Comic Con Germany gibt, und zwar - wie schon erwähnt - einmal im Jahr in Stuttgart. Die Neckar-Metropole wurde sicher nicht zufällig Heimat dieses sympathischen Events für Geeks und Nerds; immerhin ist dort seit jeher der Panini-Verlag ansässig, der sämtliche Marvel- und DC-Helden in seinem Portfolio hat, unter dem Panini-Manga-Label sogar gezeichnete Abenteuer aus Japan herausbringt und sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hat, dass das Nerdtum hierzulande endgültig der Nische entwachsen zu sein scheint.

Der zweite Big Player aus der Region ist Cross Cult respektive Manga Cult aus Ludwigsburg. Insbesondere alle Zombie-Freunde wissen, dass deren Logo auf den The-Walking-Dead-Bänden zu finden ist, die sie sich in regelmäßigen Abständen zulegen. Daher war es auch nicht wirklich überraschend, dass man nach Betreten der Halle 1 gerade diese beiden Stände praktisch nicht verfehlen konnte, da sie nicht nur von ihrer Lage profitierten, sondern ebenfalls schlicht zu den größten gehörten.

Comic Con Germany

Das dritte deutsche Branchenschwergewicht ist der Splitter Verlag, der jedoch nur indirekt anwesend war. Titel aus dessen Sortiment erwerben konnte man bei der Sammlerecke Comics und Romane. Damit aber nicht genug: Neben einem der zahlreichen mit Neuheiten, Klassikern und längst nicht mehr zu bekommenden (auch gebrauchten) Schätzen gefüllten Regale fanden an beiden Tagen zudem Signierstunden der aufstrebenden Newcomerin Katrin "Radacs“ Gal statt, die mit ihrem Erstlingswerk Radius 1: Rebellion aktuell für Furore sorgt und an deren Arbeit Verlag und Leser wohl noch viel Freude haben werden.

Eine kleine Zeichnung inklusive Unterschrift war allerdings auch wenige Meter entfernt bei Panini (etwa von Daniela Schreiter, Mark Brooks oder Arild Midthun) oder bei Cross Cult (von Cristin Wendt und Eduardo Risso) zu bekommen. Trotz des erwartbaren großen Andrangs nahmen sich die Künstler allesamt viel Zeit für die kleinen und großen Fans und hatten auch stets für sie noch ein freundliches Wort übrig. Überhaupt war die Atmosphäre sehr harmonisch und familiär, was in dieser Community glücklicherweise keine Seltenheit ist. Die Besucher äußern sich beispielsweise auch sehr wertschätzend den Cosplayern oder den Künstlern, die an ihren Tischen Kostproben ihres Könnens auslegten, gegenüber.

Verschweigen darf man dennoch nicht, dass es der Con zweifellos gutgetan hätte, wenn beispielsweise die bekannten Schriftzüge von Carlsen oder Egmont über einem eigenen, geräumigen Stand zu sehen gewesen wären. Denn schließlich bemüht man sich in Hamburg wie auch in Berlin seit einer halben Ewigkeit darum, seinen Lesern eine vielversprechende Auswahl an Comics und Manga anzubieten - ein Unterfangen, das bis zum heutigen Tage in den allermeisten Fällen geglückt ist. Und auch die Manga-Experten von Altraverse, Kazé Manga oder Tokyopop hätten ihre treuen Anhänger sicher glücklich gemacht, wenn sie eine Delegation nach Stuttgart entsandt hätten - wobei man fairerweise anführen muss, dass mit der DoKomi und der AnimagiC zwei der wichtigsten Anime-Manga-Messen ebenfalls im Sommer stattfinden.

Immerhin Pyramond - nach wie vor ein Verlags-Geheimtipp - hatte es mitsamt einer spannenden Auswahl an innovativen und sehr abwechslungsreichen Titeln in den Südwesten verschlagen. Grundsätzlich bleibt jedoch festzuhalten: Mehr Aussteller dieser Kategorie würden nicht nur mehr Zeichnern und Autoren zu noch mehr Aufmerksamkeit verhelfen, sondern auch schlicht dafür sorgen, dass die Comic Con Germany noch stärker mit dem verbunden wird, was dem Namen nach ihren Kern bilden sollte: gezeichnete Fiktion.

Comic Con Germany

In Sachen Merchandise ist man schon auf einem guten Weg und was die Gäste anbelangt, hat man seit dem Startschuss 2016 stets ein interessantes Line-up zusammenstellen können - in der Regel entstammen die Eingeflogenen zwar nicht dem A-Lister-Regal, allerdings ist das Ganze auch immer eine Frage des Blickwinkels: Denn Star-Trek-Fans würden Jonathan Frakes (William T. Riker) und Brent Spiner (Data) wohl eher nicht mit einem "B“ versehen, und Game of Thrones zeichnet ohnehin aus, dass sich selbst vermeintliche Neben- oftmals final als Hauptfiguren entpuppen, die dann wiederum zu Fanlieblingen werden - dies gilt selbst für Sadisten wie Ramsay Bolton, der von Iwan Rheon, dessen Panel-Auftritt wirklich sehr sympathisch war, großartig gespielt wurde.

Und wer sich eher im Superhelden-Kosmos wohlfühlt, durfte sich über die Abstecher der zwei MCU-Gesichter Pom Klementieff (Mantis) und Karen Gillan (Nebula) freuen - Letztere hat zudem im Doctor-Who-Universum ihre Spuren hinterlassen und arbeitet gerade daran, mit ihren Auftritten in den neuen Jumanji-Filmen (The Next Level startet im Dezember 2019) Kultstatus zu erlangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich ein Trip nach Stuttgart wirklich lohnt, weil es neben all den Khal Drogos und Aquamen (Jason Momoa ist der Mann für die Cosplay-Rollen), lebensgroßen R2D2s, die durch den Raum düsen, Lizenz-Lego-Sets, tollen Prints, den unterschiedlichsten (Sammler-)Figuren und selbstverständlich Comics vor allem um eines geht: Den Besuchern tolle Tage zu bereiten. Diesmal waren es etwa 35.000, von denen höchstwahrscheinlich viele 2020 erneut mit dabei sein werden - sicherlich auch ein Verdienst des Organisationsteams und der unzähligen Helfer, deren Einsatz ohnehin nie genug gewürdigt werden kann.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Florian Kaiser

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