Hugo Awards 2015: Politische Kontroversen überschatten die Preisvergabe

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Es scheint, als könnte in den Vereinigten Staaten nichts mehr ohne große politische Debatte funktionieren. Seit Jahren gibt es in den USA heftige Auseinandersetzungen zwischen konservativen und eher liberaleren Kräften, die nun anscheinend auch vor Science Fiction nicht mehr haltmachen. Neuestes Opfer war der prestigeträchtige Hugo Award, der am vergangenen Wochenende bei der 73. Worldcon in Sasquan vergeben wurde. Bereits im Vorfeld der Verleihung eines der bekanntesten Preise im Bereich Sci-Fi hatte es heftige Kontroversen gegeben, die nun darin mündeten, dass in gleich fünf Kategorien kein Gewinner gekürt wurde. Möglich ist dies, da die Abstimmenden bei ihrer Wahl auch die Möglichkeit haben, für keinen Titelträger zu stimmen. Bisher hatte es diesen Fall jedoch überhaupt erst fünf Mal in der über 60-jährigen Geschichte der Hugos gegeben. Mit der 2015er Vergabe hat man diese Zahl nun verdoppelt.

Vorausgegangen war dem Streit die Bemühungen zweier konservativer Gruppen. Sad Puppies angeführt von Brad R. Torgersen und Larry Correia und Rabid Puppies unter der Leitung von Vox Day hatten im Vorfeld starke Kampagnen gefahren, um bestimmten Autoren eine Nominierung zu ermöglichen. Aus Sicht der beiden Gruppen waren in den vergangenen Jahren zu oft weibliche und nicht-weiße Autoren die dominierenden Größen unter den Nominierten gewesen. Weiße männliche Autoren, die sich vor allem nicht mit politisch oder gesellschaftlichen Themen beschäftigen, würden dagegen übersehen. Kritisch aufgeführt wurden dabei besonders zwei Gewinner aus dem vergangenen Jahr. Einer der Titelträger im Jahr 2014 war die Kurzgeschichte The Water That Falls on You From Nowhere von John Chu. Darin geht es um einen jungen Mann, der seiner traditionellen chinesischen Familie seine Homosexualität enthüllt. Der Enthüllung war ein unbekanntes weltweites Phänomen vorhergegangen, bei dem jedem Menschen bei einer Lüge plötzlich aus nicht bekannter Quelle Wasser über dem Kopf ausgeschüttet wird.

Um in diesem Jahr eine Veränderung herbeizuführen, gaben die beiden Gruppen jeweils Listen von vorzugsweise weißen männlichen Autoren und deren Werken heraus, für die Unterstützer voten sollten. Dadurch, dass sich eine größere Gruppe von Wählern auf bestimmte vorgegebenen Namen fokussiert, sollten deren Chancen steigen. Dies ist generell nicht gegen die Regeln der Hugo Awards, allerdings kritisierten viele Leser und Autoren das Vorgehen als politisch motiviert. Eine der lautesten Gegner der Aktion war dabei George R. R. Martin, Autor der Game-of-Thrones-Vorlage Ein Lied von Eis und Feuer.

Nachdem es tatsächlich eine Vielzahl der vorgeschlagenen Autoren auf die Liste der diesjährigen Hugo-Nominierten schaffte, kam es zu einer Rekord-Anzahl an Votern für die Preisvergabe. Wählen können generell alle Teilnehmer der Worldcon, wobei die Registrierung jedoch mindestens 40 Dollar kostet. Knapp 6000 Menschen gaben jedoch trotzdem in diesem Jahr ihre Stimme ab und sorgten damit für einen neuen Rekordwert. Die Anzahl der Stimmen war rund 65 Prozent höher als jemals zuvor bei den Hugo Awards und eine Vielzahl stimmte für No Award. So blieben in diesem Jahr die Kategorien Best Novella, Short Story, Related Work, Editor Short Form, and Editor Long Form ohne Titelträger. Gänzlich ohne Preise mussten die Hugo Awards im Jahr 2015 aber auch nicht auskommen. Hier eine Übersicht der Gewinner:

Best Novel: The Three Body Problem, Cixin Liu (Tor)
Best Novella: NO AWARD
Best Novelette: The Day the World Turned Upside Down, Thomas Olde Heuvelt (Lightspeed 4/14)
Best Short Story: NO AWARD
Best Dramatic Presentation – Long: Guardians of the Galaxy
Best Dramatic Presentation – Short: Orphan Black: By Means Which Have Never Yet Been Tried
Best Related Work: NO AWARD
Best Graphic Story: Ms. Marvel, Volume 1: No Normal, G. Willow Wilson; art by Adrian Alphona & Jake Wyatt (Marvel Comics)
Best Professional Editor Long Form: NO AWARD
Best Professional Editor Short Form: NO AWARD
Best Professional Artist: Julie Dillon
Best Semi-pro zine: Lightspeed
Best Fanzine: Journey Planet
Best Fancast: Galactic Suburbia Podcast
Best Fan Writer: Laura J. Mixon
Best Fan Artist: Elizabeth Leggett
John W. Campbell Award for Best New Writer:Wesley Chu

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