Vom Bauminister zum Präsidenten - Kritik zum Serienpiloten von Designated Survivor

Nach vielen Jahren direkt an der Front der fikiven Terrorbekämpfung zieht sich Kiefer Sutherland in seiner neuen Serie Designated Survivor in die Politik zurück. Rettete er als Jack Bauer schon mehrfach die USA und den Präsidenten, übernimmt er nun selbst diese Rolle. Wenn man nach dem Piloten geht, dann kommt aber auch hier viele Arbeit auf ihn zu.

Als kleines Kabinettmitglied in der amerikanischen Regierung ist Tom Kirkman vergleichsweise unbedeutend. Der Minister ist für den Präsidenten sogar so unwichtig, dass dieser plant, ihn aufgrund des anstehenden Wahlkampfes zu ersetzen. Kirkman muss sich mit dieser Tatsache abfinden, darf aber noch ein letztes Mal eine Ministeraufgabe übernehmen. Bei der State of the Union wird er als Designated Survivor ausgewählt, für den Fall, dass während der Veranstaltung etwas passiert. Völlig unerwartet kommt es tatsächlich zu einem Anschlag, bei dem die gesamte Regierung der USA stirbt. Kirkman wird umgehend als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt und steht nur vor der Aufgabe, die USA gegen Feinde von außen aber auch von innen zu verteidigen.

Plötzlich der mächtigste Mann der Welt

Designated Survivor hat eine der interessantesten Prämissen der diesjährigen TV-Saison, und irgendwie kann man sich durchaus fragen, warum bisher noch niemand auf diese Idee gekommen ist. Das Grundkonzept basiert auf realen Hintergründen. Wenn der amerikanische Präsident Anfang des Jahres zur State of the Union lädt, dann nehmen an dieser nicht nur der gesamte Senat und die Abgeordneten des Repräsentantenhauses, sondern auch der Vize-Präsident, alle Minister, der Generalstab und die Richter des Verfassungsgerichts teil. Dass eine solche Veranstaltung natürlich eine riesengroße Zielscheibe darstellt, ist dabei niemandem verborgen geblieben. Aus diesem Grund wird immer ein Minister als sogenannter Designated Survivor ausgewählt, der an einem unbekannten Ort wartet, um im Falle eines Unglücks direkt als neuer Präsident vereidigt zu werden.

Genau dies geschieht in der Serie. Der von Kiefer Sutherland gespielte Tom Kirkman ist eigentlich Secretary of Housing and Urban Development, also quasi eine Art Bauminister, und damit eine sehr kleine Nummer im Kabinett des amerikanischen Präsidenten. Durch den Anschlag wird Kirkman allerdings plötzlich zum mächtigsten Mann der Welt und zugleich zum mächtigsten Präsidenten in der Geschichte Amerikas. So ist der ehemalige Minister nun nicht nur der Präsident, sondern auch das einzige überlebende Organ der Landesregierung der USA. Alle Abgeordneten, Minister und selbst die Verfassungsrichter haben den Anschlag nicht überlebt. Letztendlich gibt es aktuell eigentlich niemanden, der Kirkman in seiner Autorität einschränken könnte, was sogar noch verkompliziert wird, wenn man bedenkt, dass ihn eigentlich niemand gewählt hat. Zudem fehlt ihm auch die Erfahrung für den Posten, was sowohl feindliche Länder als auch hochrangige US-Militärs schon bald registrieren.

Grundstein für spannende Unterhaltung

Schaut man sich die Ausgangslage der Serie an, dann wird schnell klar, dass Designated Survivor richtig viel Potenzial für eine spannende Geschichte in sich trägt. Der Pilot kratzt hier zunächst aber nur an der Oberfläche, schließlich hat er auch die Aufgabe, die Charaktere einzuführen. Kiefer Sutherland spielt den neuen Präsidenten der USA als sehr sympathischen Mann, der mit einer unglaublichen Aufgabe konfrontiert wird. Dabei kann er auch auf seine Ehefrau Alex (Natascha McElhone) bauen, die ebenfalls eine große Rolle im Piloten spielt.

Generell geht es zunächst sehr stark um die Beziehungen in der Familie Kirkman, während die weiteren Handlungselemente nur angekratzt werden. Hier bleibt abzuwarten, ob die Macher diese auch weiter so handhaben, da der Reiz von Designated Survivor doch eher in der politischen Geschichte und den Hintergründen des Attentats liegt. Gerade weil der eine oder andere angedeutete Familienkonflikt nicht unbedingt innovativ erscheint, kann man nur hoffen, dass der Fokus sich in den nächsten Folgen etwas ändert.

Ein weiterer Plot dreht sich zudem um die Ermittlungen des FBIs. Hier steht Maggie Q im Mittelpunkt, welche die Agentin Hannah Wells spielt. So wirklich viel passiert an dieser Front im Piloten allerdings noch nicht. Auch muss man festhalten, dass die Dialoge in diesem Handlungsstrang, aber auch bei einigen anderen Szenen, teilweise sehr klischeebeladen sind. Typisch für die Amerikaner fallen eine ganze Reihe von pathetisch beziehungsweise patriotischen Sätzen, die aber selbst für US-Verhältnisse schon sehr unkreativ sind und abgedroschen klingen. Solche Dialogzeilen schmälern die Leistung der Darsteller aber kaum. Die Schauspieler können eigentlich ausnahmslos überzeugen, wobei natürlich Kiefer Sutherland hervorsticht. Er spielt die Rolle des Mannes, der plötzlich vor einer unglaublichen Aufgabe steht, so glaubwürdig, dass man als Zuschauer direkt Sympathien aufbaut.

Fazit

Der Pilot von Designated Survivor schafft es problemlos, Interesse für die Serie zu wecken. Mit einer spannenden Prämisse und starken Darstellern wird hier ein sehr guter Grundstein gelegt. Es bleibt abzuwarten, was die Serienmacher aus dem Potenzial herausholen. Die erste Folge ist aber in jedem Falle gelungen und erhält eine klare Empfehlung.

Für den deutschen Markt hat sich der Streaming-Anbieter Netflix die Rechte an der Serie gesichert. Noch ist allerdings nicht ganz klar, wann Designated Survivor verfügbar sein wird.

Designated Survivor - Official Trailer

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