Twilight in der Postapokalypse - Kritik zu Left Behind Vanished: The Next Generation

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Gabby, Josh, Flynn und Claire

Von jetzt auf gleich verschwinden Millionen Menschen. Nur ihre Kleidung bleibt zurück. Inmitten des ausbrechenden Chaos muss Gabby (Amber Frank) ihre kleine Schwester Claire (Keely Wilson) in Sicherheit bringen. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Josh (Mason Dye) und Flynn (Dylan Sprayberry) schlägt sie sich zu einer Farm durch, wo die Gruppe auf Damon (Tom Everett Scott) trifft und sich gerettet glaubt.

Klingt doch schon einmal nach einer soliden Basis für gelungene Unterhaltung. Eigentlich.

Wenn der Pastor zum Autoren wird

Uneigentlich sollte man zwei entscheidende Aspekte wissen, bevor man sich Left Behind Vanished: The Next Generation zu Gemüte führt:

Die Handlung basiert lose auf der Left-Behind-Reihe von Tim LaHaye. LaHaye war vor seiner Tätigkeit als "evangelikaler Buchautor" (Zitatende Wikipedia) Pastor bei den Südlichen Baptisten und vertrat sein Leben lang konservative Ansichten.

Einer der Produzenten ist Randy LaHaye, der Enkel des Autors. Die Idee, Aspekte von Twilight mit in die Produktion einfließen lassen, war seiner eigenen Aussage nach gottgegeben. Damit wollte er frischen Wind in die Romanvorlage bringen und die Zielgruppe richtig ansprechen.

Wer sich dieser Tatsachen bewusst ist, wird sich über einige Offenbarungen, Ansichten des Films und offensichtliche Ähnlichkeiten mit der Vampir-Reihe nur halb so viel wundern. Und das entspannt das Ganze erheblich.

Ganz wie Bella in Twilight ist Gabby zwischen den "Männern" hin- und hergerissen. Josh ist schon ewig ihr bester Freund, während Flynn der mysteriöse Unbekannte ist. Überraschung! Wer mit diesem Dreieck bei Twilight keine Probleme hatte, wird sich auch bei Left Behind nicht weiter daran stören. Unerfahrenen könnte das Geplänkel mit den üblichen Eifersuchtsmomenten schnell auf die Nerven gehen.

Das Schäfchen kommt vom rechten Wege ab

Wesentlich irritierender ist jedoch der fehlenden rote Faden in der Handlung. Beginnt der Film noch mit dem Verschwinden der Menschen und dem anschließenden Ausnahmezustand rasant, irrt er anschließend so verloren wie die Jugendlichen durch die Handlung. Szenen, die so gar keinen Sinn ergeben möchten, werden eingestreut; dann wiederum hat man den Eindruck, als wären andere Szenen der Schere zum Opfer gefallen, weil die Handlung zu sehr springt. Wenn man dann noch zum Teil dazu neigt, ein paar Sequenzen zurückzuspulen, weil man die Befürchtung hat, man wäre zwischendurch eingeschlafen und hätte wesentliche Informationen verpasst, läuft eindeutig etwas schief.

Darauf folgt jedoch die Ernüchterung, dass sich die Handlung nicht auf das "Warum" konzentriert, sondern eher auf das "Und nun?". Zwar sprechen die Charaktere halbherzige Vermutungen aus, warum Menschen sich auf aberwitzige Weise ins Nichts auflösen. Wichtiger ist jedoch die Flucht. Man fragt sich: Wovor? Eine echte Bedrohung wird nicht formuliert, sodass der anschließende Marsch aufs Land ein einziges Ärgernis ist. Weil er sich offensichtlich an Klassikern bedient; das Entlanglaufen an Eisenbahnschienen gab es schon - und zwar wesentlich charmanter. Und auch noch durch einen dummen Zufall ans Ziel führt.

"Ich bin nur Ballast für euch!"

Absurd wird es, wenn man sich zwischendurch fragt, ob die Dialoge ernst gemeint sind. Eine nicht lebensbedrohliche Verletzung wird mit "Sie hat viel Blut verloren!" kommentiert, sogar ein unvermeidliches "Lasst mich zurück!" gibt es als Sahnehäubchen des Dialog-Bullshit-Bingos. Strittig könnte sein, ob manche unfreiwillige Lacher der Synchronisation geschuldet sind. "Zufluchtsort" ist doch eigentlich kein Wort, das selten benutzt wird und eine unter Umständen höhere Bildung erfordert.

Immerhin liefern die Jungdarsteller - bis auf das Nesthäkchen, das entweder jammerig ist oder wie ein Engelchen wonnig lächelt - eine solide Leistung ab. Und das kann bei manch Szene, die wieder ganz tief in die Klischeeschublade gegriffen hat, nicht leicht gewesen sein.

Da geht noch was

Eine Antwort auf die wichtige Frage "Warum" liefert Left Behind nur halb. Dies sollte aber der Tatsache geschuldet sein, dass zwei weitere Filme bereits geplant sind, die Arbeitstitel hierzu lauten Rise of the Deceiver und The Rebellion Awakens. Die Dreharbeiten zur ersten Fortsetzung beginnen bereits im nächsten Jahr.
Idealerweise würde LaHaye übrigens am liebsten sieben Filme produzieren. Wer bibelfest ist, wird eine Ahnung haben, worauf LaHayes Pläne fußen.

Für die Fortsetzungen sollte er sich aber mindestens andere Drehbuchautoren organisieren, um die Plotholes und hanebüchenen Dialoge zu vermeiden. Und überdenken, ob die Botschaften, welche Left Behind vermitteln möchte, auch außerhalb der USA auf Akzeptanz stoßen.

Left Behind Vanished: The Next Generation erscheint am 8. Dezember auf Blu-Ray und DVD sowie Video on Demand.

Left Behind - Vanished: Next Generation Trailer deutsch

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