Alles Liebe zu deinem Todestag - Kritik zu Happy Deathday

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Tree & Carter in Happy Deathday

Die Studentin Tree (Jessica Rothe) wacht an ihrem Geburtstag ziemlich verkatert auf. Die Party am Abend zuvor war alkohollastig, und so kann sie sich nicht wirklich an die Ereignisse des Vorabends erinnern. Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass sie sich im Bett von Carter (Israel Broussard) befindet. Carter ist in Trees Augen ziemlich uncool, sodass sie sich schleunigst aus dem Staub macht und in ihr Verbindungshaus flüchtet. Abends begibt sie sich auf den Weg zu einer weiteren Party, kommt dort jedoch nie an - Tree wird vorher ermordet. Scheint es. Denn am nächsten Morgen wacht Tree auf. Wieder im Bett von Carter. Wieder an ihrem Geburtstag. Bald muss Tree feststellen, dass sie in einer Zeitschleife gefangen ist.

Derartige Geschichten sind nichts Innovatives. Den witzigen Ansatz hierzu wählte Und täglich grüßt das Murmeltier. Jared Padalecki hingegen durfte als Sam Winchester in Supernatural in der Folge "Mystery Spot" (deutscher Titel "Und täglich grüßt…") mit ansehen, auf welch kreativen Arten sein Bruder Dean (Jensen Ackles) zu Tode kommt. Und auch Akte X griff das Thema Zeitschleife mit der Folge "Monday" (deutscher Titel "Montag") auf: Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) wird ein Bilderbuchmontag zuteil, der mit einem Leck im Wasserbett anfängt und mit einem Banküberfall, der fürchterlich schiefgeht, endet.

Nun also ein Horrorfilm mit dieser Prämisse. Unwillkürlich stellt sich die Frage: Kann man das Thema Zeitschleife überhaupt noch kreativ umsetzen? Das Presseheft verspricht eine düstere Version von Und täglich grüßt das Murmeltier.

Moment mal, du bist ja gar nicht so gruselig!

Auf den ersten Blick wirkt Happy Deathday dann auch wie ein durchschnittlicher Horrorfilm, für den die üblichen Zutaten gemischt worden sind. Da gibt es eine schöne Protagonistin. Den verhuschten Typen, der auf die Schönheit steht. Die zickige Anführerin der Studentverbindung. Alles gepackt in ein College-Setting. Und dennoch hat Happy Deathday nicht viel mit den Filmen aus den 90er-Jahren gemeinsam, die das Horrorgenre wiederbelebt haben.

Denn zu einem präsentiert der Film eine gehörige Portion Humor, mit der man nicht unbedingt rechnen konnte. Zugegeben, auf den einen oder anderen Furz- und Rülpswitz hätte das Drehbuch gerne verzichten können. Dennoch wartet der Film an vielen Stellen mit erstaunlichem Witz auf, der außerdem beweist, dass sich die Geschichte selbst nicht allzu ernst nimmt.

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Tree & Carter in Happy Deathday

Getragen wird dieser Aspekt von der Hauptdarstellerin Jessica Rothe (La La Land), die mit sichtlicher Spielfreude agiert und Spaß daran hat, jeden Aspekt von Tree glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen. Was anfangs noch wie eine typische Zicke wirkt, die sehr auf Äußerlichkeiten bedacht ist, entpuppt sich letztendlich als eine Figur mit vielen Facetten, die selten überzogen wirkt. Es liegt zwar auf der Hand, dass Tree in dem Film charakterlich reifen soll und muss - schließlich ist dies nicht selten in Zeitschleifen-Geschichten der Fall -, jedoch erzählt das Drehbuch ihre Geschichte nicht plakativ.

Mach doch mal jemand das Licht an.

Ist Happy Deathday denn auch düster? Manchmal. Der Film ist bestimmt nicht so düster, wie die Marketing-Abteilung ihn gerne verkaufen möchte, bisweilen ist sogar fraglich, ob man den Film überhaupt dem Horrorgenre zuordnen sollte. Dennoch präsentiert er gut gesetzte Jumpscares und baut ausreichend Spannung auf, wenn es darum geht, wer denn nun Tree nach dem Leben trachtet. Wie sie dann letztendlich am Ende ihres Geburtstags stirbt, ist zum Teil recht kreativ umgesetzt.

Etwas mehr Kreativität wäre wünschenswert gewesen, wenn es um die Ausleuchtung und Farbgebung des Films geht. Ist Happy Deathday anfangs noch in lebendige Farben getaucht, wird der Film buchstäblich düsterer, je weiter die Handlung voranschreitet. Viele Szenen spielen sich logischerweise nachts ab, da der Fokus auf Trees Jagd nach ihrem Mörder liegt. Dennoch hätte man mit ein paar Tricks bestimmt dafür sorgen können, dass Happy Deathday ab der zweiten Hälfte nicht so mausgrau wirkt.

Shake it. Shake it like a polaroid picture.

Dafür konnte sich das Kamerateam etwas austoben und unterstreicht damit optisch die Geisteszustände, in denen Tree sich gerade befindet. Denn diese durchlebt als Gefangene in der Zeitschleife die verschiedenen Phasen, die man aus anderen Geschichten kennt: Hysterie, pure Verzweiflung, Wut, Resignation, Galgenhumor. Je nach Stimmung wird dies optisch durch zum Beispiel eine Fisheye-Linse unterstrichen oder die Kamera in eine verwackelte Ich-Perspektive gewechselt. Da dies in Maßen eingesetzt wird, unterstützt es die visuelle Umsetzung und wirkt niemals störend.

Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit von Regisseur Christopher Landon (Paranormal Activity) und Scott Lobdell, dem preisgekrönten Comicbuch-Autoren. Sie halten das Tempo in der Regel angenehm hoch, können allerdings einige Längen nicht vermeiden. Gerade das letzte Viertel hätte man etwas straffen können und sich den Twist vom Twist ersparen können.

Etwas unbefriedigend ist auch, dass Happy Deathday keine richtige Lösung auf die Frage präsentiert, wie Tree in diese Zeitschleife geraten ist. Dafür hat Regisseur Landon jedoch einen Grund - er plant bereits an einem weiteren Film, der genau diese Frage aufgreift. Und kann sich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass in Happy Deathday bereits jede Menge Easter Eggs dafür versteckt sind.

Fazit

Happy Deathday ist keine Innovation, was Zeitschleifen betrifft. Ein gut gelauntes Ensemble sowie eine launig erzählte Geschichte mit dem Augenzwinkern an der richtigen Stelle machen das jedoch wett.

Happy Deathday - Trailer deutsch/german HD

Happy Deathday Filmposter
Originaltitel:
Happy Death Day
Kinostart:
14.11.17
Laufzeit:
96 min
Regie:
Christopher B. Landon
Drehbuch:
Scott Lobdell
Darsteller:
Jessica Rothe (Tree Gelbman), Israel Broussard (Carter Davis), Ruby Modine (Lori), Rachel Matthews (Danielle), Charles Aitken (Gregory), Rob Mello (Joseph Tombs)
Für die junge Studentin Tree verwandelt sich ihr eigener Geburtstag in einen entsetzlichen, immer wiederkehrenden Alptraum.

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