Anime-Kritik zu Godzilla: Planet der Monster - Die Echse trampelt zu Netflix

Godzilla: Monster Planet full

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Seit dem ersten Godzilla-Film von 1954 ist die Riesenbestie in vielen verschiedenen Darstellungen auf der Leinwand gelandet. Vom Schauspieler im Kostüm über CGI bis hin zu Motion Capture sind viele verschiedene Verfahren zum Einsatz gekommen. Hollywood traute sich zuletzt 2014 an den Stoff und ebnete damit weiteren Kaiju-Filmen aus dem sogenannten MonsterVerse von Legendary Pictures den Weg. Im vergangenen Jahr hat der 29. Film der Reihe aus dem Land der aufgehenden Sonne, Shin Godzilla, die menschlichen und bürokratischen Aspekte im Kampf gegen Godzilla in den Vordergrund gestellt.

Nun versuchen sich die japanischen Studios Toho Animation und Polygon Pictures auf Netflix an einem Anime. Godzilla: Planet der Monster heißt der erste Film, geplant ist eine Trilogie, die auf CGI-Animationen setzt. Das mag zwar für viele Fans nicht an einen Menschen im Kostüm herankommen, doch das Studio hat unter anderem mit Ajin: Demi-Human schon sein Können in dem Bereich unter Beweis gestellt.

Damit auch die Handlung nicht auf der Strecke bleibt, hat man sich mit Gen Urobochi (bekannt durch Madoka Magica, Fate/Zero und Psycho-Pass) Japans gefragtesten Anime-Drehbuchautor ins Boot geholt. Der Autor ist bekannt für dramatische Handlungen und plötzliche Wendungen, wird aber dafür kritisiert, Themen zu wiederholen sowie Charaktere sehr einseitig darzustellen. Da es sich bei diesem Godzilla-Film nun aber um einen sehr klaren Antagonisten dreht, kann man diese Sorgen aber fürs Erste ignorieren.

Godzilla: Monster Planet Rücken

Ein verlorener Kampf und die neue Hoffnung

Der erste Anime der Reihe fängt weder in Japan noch New York an: Stattdessen ist die Erde nach Jahrzehnten des Krieges gegen Kaiju verloren. 2048 geben die letzten Überlebenden auf und fliehen mit einem Raumschiff. Die Menschen beginnen eine 20 Jahre lange Reise zum Planeten Tau Ceti e, ein Himmelskörper, der wirklich existieren könnte, nur um bei der Ankunft festzustellen, dass dieser in der Zwischenzeit vollkommen unbewohnbar geworden ist.

Das Leben auf dem Raumschiff beginnt, sich zu verschlimmern, dies macht sich auch an den klinisch weißen Raumanzügen bemerkbar, die inzwischen zerkratzt und schmutzig sind. Waschen ist nicht möglich, das überlebensnotwendige Wasser muss rationiert werden. Der junge Haruo spricht das Offensichtliche aus: Eine Rückkehr zur Erde ist der einzig sinnvolle nächste Zug. Angetrieben wird er dabei von seiner persönlichen Vendetta gegen Godzilla, denn natürlich ist das wichtiger als das Überleben der menschlichen Rasse.

Nachdem das Schiff also wieder zuhause angekommen ist, bemerken die Flüchtigen mit großem Entsetzen, dass für sie zwar nur ein paar Jahrzehnte verstrichen sind, die Erde aber ganze 20.000 Jahre ohne Menschen hinter sich hat. Schuld daran sind bestimmt sehr relevante astrophysische Probleme, aber dafür gibt es ja Christopher Nolans Interstellar - dieser Film geht nur 89 Minuten und schließlich muss noch gegen eine Riesenbestie gekämpft werden!

Godzilla: Monster Planet Kopf

Raumschiffe gegen Godzilla - was kann schon schiefgehen?

Die geringe Spielzeit ist das größte Problem von Godzilla: Planet der Monster und sorgt an vielen Stellen für Ärgernisse, die unter weniger Zeitdruck wahrscheinlich so nicht aufgetreten wären. Die meisten Nebencharaktere sind uninteressant und zwischenmenschliche Beziehungen bleiben irgendwo zwischen militärischem Jargon und Kämpfen zurück. Diese Tatsache kombiniert mit all den identischen weißen Raumanzügen führt zu wenig emotionaler Wirkung, wenn ein Mensch im Kampf gegen Godzilla dramatisch stirbt.

Fairerweise sind in einem Kaiju-Film natürlich die Actionsequenzen wesentlich wichtiger als Charaktere. Studio Polygon Pictures beweist: Godzilla funktioniert als Anime. Nachdem die Handlung förmlich in den dritten Akt gesprintet ist, kommen die Augen vor grandios inszenierten Kampfszenen kaum mehr mit. Mit Sci-Fi-Militärgerät, was dank tollen 3D-Modellen stets stimmig wirkt, wird allen Monstern auf der Erdoberfläche eingeheizt.

Ja, die Filmemacher hetzen schnell zur entscheidenden Konfrontation mit Godzilla und wollen auch noch das Setup für das Sequel schaffen, was das Ende ein wenig unbefriedigend macht. Aber auf dem Weg dahin beweisen die Regisseure handwerkliches Geschick mit einem schönen Farbenspiel und aufregenden Einstellungen, die nur die besondere Prämisse und das Medium ermöglichen.

Fazit

Godzilla: Planet der Monster schafft es erfolgreich, den Grundstein für eine neue Trilogie zu legen und liefert den Beweis, dass ein Godzilla-Anime überfällig war. Man muss kein Fan sein, um den Film zu mögen: Die Handlung ist einfach gestrickt und verlangt keinerlei Durchhaltevermögen wie ein Shin Godzilla. Die kurze Spielzeit von 89 Minuten bringt zwar einige Probleme mit sich, dafür gibt es einiges zu sehen. Alleine als Vorbereitung für das Sequel mit Mecha Godzilla, was im Mai erscheinen soll, ist der Film lohnenswert.

Godzilla: Planet der Monster ist ab heute im Stream bei Netflix zu sehen. 

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Toho Company/Polygon Pictures

『GODZILLA 怪獣惑星』Netflixで1月17日(水)全世界同時配信決定!

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