Legion: Kritik zur Pilotfolge - Komplex, bunt, verwirrend, umwerfend

David Haller (Dan Stevens) war einmal ein glückliches Kind; bis ihm und seinem Umfeld auffiel, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Schizophrenie lautet das Urteil, was David eine Eintrittskarte in psychiatrische Einrichtungen beschert. Dort verbringt er seine Zeit mit Lenny (Aubrey Plaza), Medikamenten und den vielen Stimmen in seinem Kopf. Bis er eines Tages auf Syd (Rachel Keller) trifft und dies eine Kette folgenschwerer Ereignisse auslöst: David muss sich fragen, ob er in der Tat lediglich psychisch krank ist - oder aber ob die Stimmen in seinem Kopf einen anderen Grund haben.

Legion basiert auf den gleichnamigen Marvel-Charakter, für den der biblische Dämon Legion ("Legion ist mein Name, denn wir sind viele.") namensgebend war. David ist der Sohn von Charles Xavier, der jedoch nichts von seinem Kind weiß. Aber diese Familie lässt erahnen, dass David nicht einfach nur schizophren ist, sondern Mutanten eine Rolle spielen.

Ist der jetzt irre?

Bereits im Trailer wurden Davids Fähigkeiten thematisiert, in der Pilotfolge "Kapitel 1" werden diese allerdings nicht herausgestellt. Wer sich den Auftakt zu Legion ansieht, ohne vorab die Prämisse dazu zu kennen, wird vor allem verwirrt sein. Denn die Serie geht mit der ersten Folge nicht die üblichen Wege, die Pilotepisoden in der Regel beschreiten.

Stattdessen wählte Serienschöpfer Noah Hawley (Fargo) den Ansatz, den Zuschauer ebenso unwissend zu lassen wie den Hauptcharakter. Dabei verzichtet er auf lange Exposition und eine Vorstellung der einzelnen Charaktere. Und genau das macht den Reiz von Legion aus.

Eine Attacke auf die Sinne

Hawley hat es geschafft, einem geistig Gesunden einen Eindruck davon zu vermitteln, wie David sich fühlen muss. Mal sind es Stimmen, die er hört; mal kurze Erinnerungen, die zeigen, dass da mehr im Argen als eine "simple" Schizophrenie liegt. Garniert wird das Ganze durch die mysteriöse Syd, die so ganz anders wirkt als die restlichen Patienten in der Klinik - wäre sie nicht peinlich darauf bedacht, niemanden zu berühren.

Ganz anders wirkt auch die Optik der Serie. Das Kreativteam hat sich bei Legion für eine Mischung aus den 1960er-Jahren und der heutigen Zeit entschieden. Knallbunte, comicähnliche Bilder sind dabei das Resultat, die teilweise wie ein sehr lebendiger Traum wirken; oder wahlweise auch wie eine Erfahrung mit bewusstseinsverändernden Substanzen. Wenn dann noch die Kamera ungewöhnliche Perspektiven einnimmt, das CGI auf das Wesentliche reduziert ist, dafür aber umso gewaltiger wirkt, bleiben so gut wie keine Wünsche offen.

Das Biest im Kaninchenbau

Die Handlung scheint auf dem ersten Blick keiner klaren Linie zu folgen, bis sich im Verlaufe der Folge nach und nach die ersten Puzzlestückchen zusammenfügen und vermittelt wird, wie Alice sich gefühlt haben muss, als sie dem Kaninchen in den Bau gefolgt ist. Legion verlangt einen aufmerksamen, konzentrierten Zuschauer, der auch kleine Details wahrnimmt. Wer sich darauf einlässt, wird bereits im Auftakt mit einigen Aha-Momenten belohnt. Vor allem dient die eigenwillige Erzählstruktur der Serie dazu, die Perspektive des Hauptcharakters einzunehmen.

Getragen wird die Serie von Dan Stevens, der demnächst als Biest in Disneys Die Schöne und das Biest zu sehen ist. Die Darstellerriege kann sich unbestritten sehen lassen, aber Stevens sticht besonders heraus. Er hat sich in der Vorbereitung auf seine Rolle intensiv mit psychischen Erkrankungen beschäftigt und spielt sie mitunter erschreckend überzeugend, sodass man zum Teil vergisst, dass es kein realer Charakter ist. An dieser Stelle kann man in der Tat nur noch stumm den Hut ziehen.

Fazit

Legion ist anders. Auf den ersten Blick verwirrend und bunt. Bei näherer Betrachtung komplex und umwerfend. Definitiv eine Serie, bei der sich das Dranbleiben auch dank des großartig aufspielenden Dan Stevens lohnt.

Die erste Staffel umfasst acht Episoden und wird ab dem 8. Februar auf dem US-Kabelsender FX Networks ausgestrahlt. In Deutschland läuft Legion ab dem 9. Februar um 21 Uhr auf dem Fox Channel.

Legion Official Trailer #1 [HD] | An Original Series From FX and Marvel

Legion

Originaltitel: Legion (2017)
Erstaustrahlung 08. Februar 2017 bei FX
Darsteller: Dan Stevens (David Haller), Aubrey Plaza (Lenny), Jean Smart (Melanie), Rachel Keller (Syd)
Produzenten: Noah Hawley, Lauren Shuler Donner, Bryan Singer, Simon Kinberg, Jeph Loeb, John Cameron
Staffeln: 2+
Anzahl der Episoden: 11+


Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.