Kritik zu Persona 5 - Nebenjob: Gentleman-Dieb

Es gibt wahrscheinlich nur wenige Videospiele, die so oft vor einer Veröffentlichung standen und verschoben wurden, wie Persona 5. Ursprünglich war das japanische Rollenspiel noch für die alte Konsolengeneration geplant - es wurde 2013 für die Playstation 3 angekündigt.

Aber auch nachdem Persona 5 vor einem halben Jahr in Japan erschienen ist, hörten die Verschiebungen nicht auf. Dank der schieren Masse an Dialogen zog sich die Übersetzung länger, als geplant. Kein Wunder, denn genau wie die Vorgänger geht auch der fünfte Teil der Reihe gute 100 Stunden. Vielleicht waren die Spiele deswegen hierzulande bisher eher unbekannt, denn wer nicht vollständig investiert ist, verliert.

Das Spiel dreht sich in einer neuen, eigenen Geschichte, um eine Gruppe von Schülern, die aus verschiedenen Gründen in einer Parallelwelt gegen Monster kämpfen, die die Begierden der Menschen darstellen. Dabei bringen sie Menschen in der echten Welt dazu, Gutes zu tun, indem sie ihr sprichwörtliches Herz stehlen. Stärker und erfolgreicher werden sie aber nur, wenn sie gleichzeitig auch ihren gewöhnlichen Alltag meistern und selbst moralisch handeln.

Dabei müssen die Jugendlichen Soziales, Finanzen, Schule und übernatürliche Aktivitäten unter einen Hut kriegen. Klingt logisch: Monster bekämpfen macht sich im Lebenslauf schließlich meistens nicht so gut wie ein anständiges Abitur. Nicht einmal in Japan.

Persona 5 Cutscene

Männlich, 16 Jahre und vorbestraft

Für den namenlosen Protagonisten fängt die Geschichte nicht gut an. Nachdem der japanische Schüler eine fremde Frau vor einem mächtigen Politiker schützt, wird er vorbestraft und muss unter Bewährung die Schule wechseln. Ein Jahr lang muss er sich unauffällig verhalten und ein normales Leben führen, damit er wieder ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft werden kann. Einfach ist das nicht, denn schon von Anfang an hetzt der Lehrer Kamoshida seine Mitschüler gegen ihn auf.

Weil so eine Prämisse natürlich viel zu gewöhnlich für Japan ist, findet der Protagonist auf seinem Smartphone eine App, mit der er sich in Parallelwelten teleportieren kann. Diese Welten werden von den Gedanken besonders böswilliger Menschen geformt, in dem Fall Kamoshida, der die Schule als sein Königreich sieht. In diesem Königreich finden sich schnell Beweise dafür, dass der Lehrer Schülerinnen sexuell missbraucht und foltert.

Seine Mitstreiter findet der Protagonist in der sprechenden Katze Morgana, dem naiven Ryuji und der missverstandenen Ann. Zusammen gründen sie die Phantomdiebe, um Kriminellen in deren Gedankenwelten auf die Schliche zu kommen und sie mit einem imaginären Diebstahl ihres größten Schatzes dazu zu bringen, alle ihre Taten in der echten Welt zu gestehen.

Schnell finden sich in den nächsten Monaten viele neue Mitglieder und Unterstützer. Doch die übermütigen Jugendlichen begegnen schnell skrupellosen Gestalten, die aus dem vermeintlichen Spiel bitteren Ernst machen.

Persona 5 fängt augenscheinlich als Spiel an, was ein Jahr im Leben eines Teenagers mit den üblichen Problematiken thematisiert, eskaliert in der Spielzeit aber mehr und mehr. Von Korruption, Polizeigewalt und Drogenmissbrauch bis hin zu Zwangsprostitution finden sich auch viele ernstere Handlungsstränge in der umfangreichen und stets spannenden Geschichte.

Persona 5 Battle

Von Freundschaften und einem Katzenbus

Die rundenbasierten Kämpfe in der Persona-Reihe sind fordernd, daran ändert sich auch im fünften Teil nichts. Gerade am Anfang kann das System überfordern, auch, weil der Spieler mit nur wenigen Fähigkeiten in den ersten Dungeon geschickt wird. Zum Glück sind die neuen Schleichoptionen hilfreich, um schwierige Auseinandersetzungen zu umgehen und das Geschehen zu den eigenen Gunsten zu lenken.

Jeder Charakter besitzt ein sogenanntes Persona. Dieses Wesen kämpft in Form einer Sagengestalt oder eines Ungeheuers für die eigene Gruppe. Langweilig wird das nie, denn jeder Gegner kann auch ein Persona werden. Dafür muss er geschwächt und in einem Gespräch rekrutiert werden.

Wer alle Personas sammeln möchte, kann auch außerhalb von den Dungeons der Hauptmissionen in einem zufällig generierten U-Bahn-System trainieren. Dort bewegt sich die Gruppe in einem Bus fort, in den sich die gesprächige Katze verwandeln kann, eine Tradition, die schon lange in japanischer Popkultur verwurzelt ist.

Persona 5 ist mit etwa 100 Stunden aber ein relativ langes Spiel, weshalb es natürlich mehr zu tun gibt, als in Traumwelten zu kämpfen. In einem realistisch dargestellten Tokio gibt es zwischen den Sehenswürdigkeiten auch viele andere Beschäftigungen. Die Stadt ist voll von Charakteren, die ihre eigenen Geschichten erzählen.

Die Beziehungen mit den virtuellen Freunden kann der Spieler pflegen, wodurch sie in einem Levelsystem aufsteigen. Dadurch werden wiederum Fähigkeiten für die Kämpfe freigeschaltet. Die Balance ist an dieser Stelle dem Spieler überlassen, denn die Zeit läuft mit und wie sie eingeteilt wird ist essentiell. Alle, der hervorragend geschriebenen Charaktere kennenzulernen, ist in einem Durchlauf beinahe unmöglich.

Hinweis: Die Übersetzung von Persona 5 ist rein englisch. Text und Ton können nur auf die Originalsprache Japanisch, nicht auf Deutsch umgestellt werden. Die Lokalisierung ist nicht fehlerfrei: Wer gut Englisch beherrscht, wird an vielen Stellen Schwächen im Satzbau erkennen können.

Fazit

Persona 5 kann wie die Vorgänger mit einer umfangreichen Geschichte und mannigfaltigen Entscheidungen punkten. Das Spiel bietet viele Hilfen für Neueinsteiger und bringt für Veteranen alte Funktionen zurück. Wer also bereit ist, etwa 100 Stunden seiner Freizeit zu investieren, wird nicht enttäuscht.

Persona 5 ist sowohl für die Playstation 3 als auch für die Playstation 4 erhältlich.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Atlus

Persona 5 | Launch Trailer | PS4

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