Alles so schön bunt hier: Kritik zu Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

In der interstellaren Millionenmetropole Alpha, die auch die “Stadt der tausend Planeten" genannt wird, leben im Jahr 2740 über 17 Millionen Einwohner aller nur erdenklichen Arten, Farben und Formen friedlich zusammen. Sie haben ihre Kulturen, Technologien und Wissen vereint und einen intergalaktischen Schmelztiegel geschaffen.

Hier soll der junge Major Valerian (Dane deHaan), der nebenbei ein echter Schwerenöter ist, zusammen mit seiner smarten Kollegin Laureline (Cara Delevingne) in einer Sondermission unter dem Kommando des strengen Commanders Arün Filitt ermitteln. Dass Valerian nebenbei versucht, bei seiner Kollegin zu landen, während sie ihm die kalte Schulter zeigt, macht den Arbeitsalltag nicht unbedingt einfacher. Die beiden kommen einem dunklen Geheimnis im Inneren der Stadt auf die Spur, das nicht nur die Metropole, sondern das komplette Universum in Gefahr zu bringen droht. Als Laureline schließlich von einem verrückten Herrscher entführt wird, muss Valerian alle Register ziehen, um sie zurückzubekommen.

Willkommen in der Welt von morgen

Luc Besson muss dieser Tage ein glücklicher Mann sein - nichts Geringeres als eine Herzensangelegenheit soll es nach seinen eigenen Worten gewesen sein, diese bunte und actionreiche Produktion inszenieren zu dürfen. Denn mit der Adaption der französischen Comicreihe Valérian et Laureline (dt. Titel Valerian und Veronique) konnte sich der Regisseur einen Kindheitstraum erfüllen. Wie sehr ihn die futuristischen Städte und vielgestaltigen Völker aus der Reihe schon früher inspiriert haben, wurde bereits vor fast zwanzig Jahren bei Das Fünfte Element deutlich, mit dem Besson seine eigene Version der Stadt der Zukunft schuf.

Nun also endlich das Original, das mit seinen Produktionskosten von 180 Millionen US-Dollar die teuerste europäische Produktion aller Zeiten darstellt. Nach den zweifellos hochgeschraubten Erwartungen macht sich alsbald jedoch eine gewisse Enttäuschung breit, denn Besson tauscht an mancher Stelle ärgerlicherweise Schauwerte gegen Handlung und Spannung. Zwar gibt es neben den Neckereien der beiden Protagonisten jede Menge actiongeladener Fluchtszenen, die jedoch für die Handlung kaum essentiell sind. Stattdessen werden die beiden Agenten eher ein paar Mal zu oft von einer Szene in die nächste gespült, ohne dass die Handlung merklich vorankommt.

Der Cast: Das Liebespaar, das keines war

Ein Model, das schauspielert – das geht nicht immer gut, denn die Talente sind nicht immer gleich verteilt. Nachdem die allgegenwärtige Cara Delevingne bei der Superschurken-Verfilmung Suicide Squad eine eher schwache Performance hingelegt hat, herrschte eine gewisse Skepsis, ob sie als Laureline überzeugen kann. Delevingne konnte diese Bedenken jedoch rasch zerstreuen. Sie spielt die etwas spröde Agentin mit sehr viel Witz und Tempo und hat sichtlich Spaß an der Rolle.

Ihr Filmpartner Dane DeHaan (Chronicle – Wozu bist du fähig?, The Amazing Spider-Man 2) kann dagegen nur zum Teil überzeugen. Ihm nimmt man vor allem den Part des Schürzenjägers nicht so recht ab, wenn er etwas zu oft in seinen nicht vorhandenen Bart murmelt, statt wirklich überzeugenden Charme oder Witz zu zeigen. Leider gestaltet dies die emotionale Bindung nicht nur zwischen den beiden Agenten, sondern auch zum Publikum schwierig. Zwischen den beiden Kollegen herrscht so gut wie keine Chemie. Die patzigen Wortwechsel der beiden machen allerdings Spaß und die meisten Pointen funktionieren recht gut.

Die anderen Figuren, die sich in Valerian die Klinke in die Hand geben, leiden etwas unter der Episodenhaftigkeit des ganzen Films. Clive Owen (Sin City, Children of Men) als Commander Arün Filitt überzeugt mit gewohnt ordentlicher Leistung, ist jedoch mit einer gefühlten Spielzeit von zehn Minuten viel zu kurz zu sehen.
Auch Ethan Hawke (Gattaca, Total Recall) hätte etwas mehr Präsenz vertragen können. Seine Rolle als Stripclubbesitzer ist leider nicht viel mehr als eine Drehbuch-Krücke. Popstar Rihanna (Battleship, Bates Motel) macht nach ihrer obligatorischen, aber vollkommen überflüssigen Burlesque-Tanznummer ihre Sache als Sprecherin des Formwandlers Bubble allerdings ganz ordentlich – bei der ausdrucksstarken Stimme kein Wunder.

Kamera und Effekte: Bunt, bunter, Besson

Besson kennt sich in dieser futuristischen Welt aus – das spürt man, denn Valerian - Die Stadt der tausend Planeten bietet wirklich viele Schauwerte. Egal, ob actionreiche Verfolgungsfahrt in einem Raumgleiter oder eine beeindruckende Kamerafahrt durch die vielen Ebenen der Stadt - eigentlich ist Alpha der heimliche Star des Films. Der Zuschauer will überall noch ein wenig bleiben und sich umschauen. Auch die vielen Bewohner sind einfallsreich und ansehnlich gestaltet.

Die computergenerierte Sequenz auf dem Planeten Mül in der Anfangsszene wirkt hingegen etwas altbacken und scheint direkt aus einem in die Jahre gekommenen Computerspiel zu stammen. Das ist schade, denn gerade wegen der pastelligen Zartheit dieser Welt ist Valerian etwas Besonderes. Nachdem der Zuschauer seit Jahren an eine Zukunft in dunklen, blaustichigen Bildern gewöhnt wurde, wirkt die Welt, die Besson zeigt, viel luftiger und einladender. Der Regisseur traut sich auch endlich wieder, leuchtende Farben zu benutzen – sowohl in der Bildkomposition als auch bei den Kulissen und Kostümen. Ein einfacher Trick mit großer Wirkung, denn das tut dem Auge richtig gut.

Melodiöser Soundtrack

Der Trailer hat es schon verraten: Valerian setzt auf echte Instrumente und Melodien. Der Umstand, dass dies allein schon eine Erwähnung wert ist, zeigt die aktuelle Misere der Filmmusik deutlich auf. Zwar gibt es hier kaum aufregende Melodien oder gar wiederkehrende Themen, doch stechen die zarten Streicher aus dem ewig wummernden Einheitsbrei heraus. Der Auftritt von Rihanna verpasst dem Film eine etwas poppigere Note.

Fazit: Zurücklehnen, Staunen, Popcorn bereithalten

Bei Valerian - Die Stadt der tausend Planeten spürt man, dass Besson mit voller Begeisterung bei der Sache war. Das größte Problem, das Valerian mit sich herumschleppt, ist allerdings genau diese Detailverliebtheit, die sicherlich auch aus der umfangreichen Vorlage entspringt. Eine stringente Handlung gerät ein wenig aus dem Fokus, stattdessen verliert sich der Film etwas zu sehr in den unterschiedlichsten Szenerien und Spielereien, und die Handlung plätschert nur so dahin. Wer sich daran nicht stört, kann zwei Stunden lang durchaus gut unterhalten werden. Zum Staunen und Schauen gibt es hier immerhin jede Menge.

Valerian and the City of a Thousand Planets Official Teaser Trailer

Valerian - Die Stadt der tausend Planeten - Trailer (deutsch/german)

Valerian und die Stadt der tausend Planeten Poster
Originaltitel:
Valerian and the City of a Thousand Planets
Kinostart:
20.07.17
Regie:
Luc Besson
Drehbuch:
Luc Besson
Darsteller:
Dane DeHaan (Valerian), Cara Delevingne (Laureline), Clive Owen (Commander Arün Filitt), Rihanna, Kris Wu, John Goodman, Ethan Hawke
Zwei Agenten des Raum-Zeit-Services verschlägt es in die intergalaktische Stadt Alpha, welche sich ständig immer weiter ausdehnt und deren Einwohner sich aus den zahllosen Spezies im Universum zusammensetzen.

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