Death Note: Kritik zu Netflix-Neuverfilmung

Death Note ist ohne Zweifel einer der weltweit bekanntesten Mangas beziehungsweise Animes. Daher ist es nicht unbedingt überraschend, dass Hollywood seit fast zehn Jahren versucht, den Stoff in einer amerikanischen Version zu adaptieren. Nach einigen erfolglosen Versuchen waren es am Ende Regisseur Adam Wingard (Blair Witch) und der Streaminganbieter Netflix, die den geplanten Film tatsächlich umsetzen konnten. Fraglich blieb allerdings, ob das Endprodukt tatsächlich mit der Vorlage mithalten und die hohen Erwartungen der Fans befriedigen kann.

Death Note erzählt die Geschichte des High-School-Schülers Light Turner (Nat Wolff), dem eines Tages ein mysteriöses Buch vor die Füße fällt. Nach einer anschließenden Begegnung mit einer Art Dämon (Willem Dafoe) erkennt der Junge, dass das Buch ihm die Macht gibt, Menschen zu töten. Dazu muss er nur ihren Namen schreiben und sich ihr Gesicht vorstellen. Light ist schnell von dem Buch begeistert, und gemeinsam mit seiner neuen Freundin Mia (Margaret Qualley) erschafft er die Persönlichkeit Kira, die plötzlich auf der ganzen Welt Verbrecher und Terroristen tötet. Ihre Taten rufen bald den geheimnisvollen Ermittler L (Keith Stanfield) auf den Plan, der dem Treiben von Light mit aller Macht ein Ende setzen will.

L(ight) gegen L

Adaptionen von Mangas und Animes haben häufig eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Computerspielverfilmungen. Oft ist der Stoff einfach zu komplex, um sich vernünftig in Spielfilmlänge erzählen zu lassen. Die amerikanische Verfilmung von Death Note scheitert genau an diesem generellen Problem. Regisseur Adam Wingard fokussiert sich in seinem Film auf den Konflikt von Light und L, was dazu führt, dass die Handlung viele Aspekte zu Beginn schnell herunterspult.

Light akzeptiert seine Rolle als neuer Todbringer unglaublich schnell, und auch seine Beziehung zu Mia springt in wenigen Minuten vom ersten Treffen zur festen Liebensbeziehung. Die Entwicklung der Kira-Persönlichkeit dauert ebenfalls nur Momente, was wirklich schade ist. Hier verpasst der Film es, seinem Hauptcharakter Tiefe zu geben. Aufgrund der fehlenden Zeit und der Tatsache, dass man schnell zum Konflikt mit L kommen möchte, sieht man Light als eine Figur, die ihre Entscheidung anfangs kein einziges Mal hinterfragt. Der moralische Punkt, ob man einfach den Tod spielen darf, nur weil man es kann, wird nur angerissen und aus der Sicht seiner Hauptfigur nie so richtig thematisiert. Dies führt in gewisser Weise dazu, dass Light leicht psychopathische Züge trägt.

Zudem kann man festhalten, dass die Castingentscheidungen nicht immer glücklich getroffen wurden. Nat Wolff mag zwar erst 22 sein, sieht im Film aber eher danach aus, als hätte er die High-School schon vor zehn Jahren abgeschlossen. Auf der anderen Seite kann Keith Stanfield in seiner Rolle als L ebenfalls nicht wirklich überzeugen. Letztendlich ist sein Detektiv eine Art klischeehafter Sherlock-Verschnitt, wobei es dem Darsteller ganz selten gelingt, dass man tatsächlich Sympathie für ihn entwickelt. Dies führt am Ende dazu, dass sich zwei Charaktere gegenüberstehen, die einen als Zuschauer beide relativ kalt lassen und der Konflikt zwischen ihnen kaum Spannung generiert.

Ryuk

Deutlich besser gelungen als Light und L ist den Machern dagegen Ryuk. Im Original von Willem Dafoe gesprochen, gehören die Szenen mit dem dämonenartigen Wesen ohne Zweifel zu den Highlights des Films. Leider gibt es von diesen nur sehr wenige. Zwar beginnt Light irgendwann, Nachforschungen über das Wesen anzustellen, als Zuschauer bekommt man von den Ergebnissen aber nichts zu sehen. Dies ist ziemlich schade.

Interessant ist auch die Art und Weise, wie der Dämon seine Tode zunächst ausführt. Hier werden Genrefreunde ohne Zweifel an Final Destination erinnert. Anfangs sind alle Tode eine Aneinanderreihung von scheinbaren Zufällen. Leider gilt dies nur für den Beginn. Im späteren Verlauf wirft man diese Idee über Bord, führt im Gegenzug dann aber wieder andere Regeln rund um das Totenbuch ein, die sich mitunter auch widersprechen. Auf die Höhe getrieben wird dies am Ende, als versucht wird, den Zuschauer mit einem Twist zu überraschen, der zu diesem Zeitpunkt aber dann auch nicht mehr viel retten kann.

Fazit

Death Note fällt unter die Kategorie “Kann man mal an einem Sonntagnachmittag machen“. Wer mit der Vorlage nicht vertraut ist, lernt ein interessantes Konzept kennen und wird sich in den etwas mehr als 90 Minuten zumindest nicht langweilen. Dass in dem Stoff eine spannendere Geschichte steckt, haben der Manga und der Anime durchaus bewiesen. Wer diese schon kennt, kann sich die amerikanische Verfilmung aber getrost sparen.

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