Kritik zu Dishonored: Der Tod des Outsiders - Gott ist tot

Das Genre der Stealth-Actionspiele hat eine ungewisse Zukunft. Im vergangenen Jahr floppte Deus Ex: Mankind Divided, der Entwickler hat sich mit seiner Vision ganz klar übernommen und Publisher Square Enix legte die Serie bis auf weiteres auf Eis.
Dishonored 2 und Prey von den Arkane Studios hatten technische Probleme auf dem PC und die Verkaufszahlen lagen weit unter den Erwartungen.

Publisher Bethesda möchte wenigstens eine der Reihen jedoch nicht aufgeben, weshalb nun mit dem Standalone-Titel Dishonored: Death of the Outsider ein Nachfolger zu unserem Stealth-Titel des Jahres erschienen ist. Das Spiel soll eine Erweiterung des Vorgängers werden und die Geschichte der Reihe fürs Erste beenden.

Auch wenn die Erzählung nie eine der Stärken von Dishonored war, merkt man nun, dass ein neues Spiel im gleichen Universum vorbereitet wird. Ein logischer Schachzug vom Entwickler in Not und Publisher mit genügend finanziellen Mitteln für ein paar Ausrutscher. Aber wie startet man eine epische Geschichte in einem von Magie korrumpierten Steampunk-Imperium neu? Richtig geraten, der Spieler bringt zum Abschluss keine machtgierigen Generäle, sondern einfach Gott um.

Wer ohne Ehre lebt, kann auch nicht entehrt werden

Ein kleiner Rückblick auf die bisherige Geschichte: Im ersten Teil wird die Kaiserin der Stadt Dunwall von übernatürlichen Assassinen, unter ihnen Daud und Billie Lurke, ermordet. Dies wird ihrem Leibwächter und Protagonisten Corvo Attano angehängt. Er kann sich dank neu erlangter magischer Kräfte aus dem Gefängnis befreien und macht sich als Gejagter auf, sämtliche Verräter zu beseitigen und die Thronerbin Emily Kaldwin zu retten.

15 Jahre später werden Kaiserin Emily und Leibwächter Corvo ein weiteres Mal entehrt. Gleich am Anfang übernimmt Hexe Delilah als scheinbar rechtmäßige Thronfolgerin die Herrschaft über das Reich. Je nach Spielweise machen sich Corvo oder Emily mit der inzwischen schwerbehinderten Billie Lurke auf, um die mächtige Hexe zu besiegen.

Dishonored streets

Damit sind wir endlich am Startpunkt von Death of the Outsider angekommen. Hier wird mit logischen Zusammenhängen etwas großzügiger umgegangen. Emily und Corvo haben Delilah besiegt, dabei aber das Raum-Zeit-Kontinuum dauerhaft verändert.

Billie Lurke hat nun wieder beide Arme und Augen und kehrt zurück zu ihrem Ursprung. Die Assassine befreit aus ungeklärter Motivation ihren gealterten Mentor Daud aus einem Gefängnis im Untergrund. Dieser macht den sogenannten Outsider, der alle magischen Fähigkeiten verleiht, für sämtliches Leid in der Welt verantwortlich. Deswegen muss die gottähnliche Figur sterben.

Das hört sich sehr spektakulär an, kommt aber aus dem Nichts. Der Outsider erscheint den Assassinen während der drei Spiele öfter und kommentiert ihre Taten. Warum Daud ihn für sein Schicksal verantwortlich macht und nicht während einer der zahlreichen Gespräche einfach einmal nachfragt, ist unklar.

Die blasse Protagonistin Billie überträgt, ohne jeglichen eigenen Willen zu zeigen, daraufhin Dauds Ziele auf sich selbst. Anschließend macht sie sich ohne weiter nachzudenken auf, einen Weg zu finden, um den Gott zu töten. Lange suchen muss sie nicht: Der Outsider erscheint ihr, fordert sie heraus und gibt auch ihr die Gabe der Magie. Danach muss Billie nur noch einen Weg finden, um in eine Parallelwelt, dem Geburtsort des Outsiders, zu gelangen.

Ja, auch in Dishonored: Death of the Outsider weist die Handlung wieder eindeutige Schwächen auf. Unabhängig davon können sich Fans allerdings darauf freuen, endlich mehr über den Ursprung des Outsiders, die Parallelwelt und die Veränderung des Raum-Zeit-Kontinuums zu erfahren. Glücklicherweise schreibt der Spieler, dank vieler Möglichkeiten im Gameplay, seine eigene Geschichte.

Dishonored Cultist

Ein Stealth-Spielplatz, der auch technisch funktioniert

Im Grunde funktioniert der Titel ähnlich wie seine Vorgänger. Die Protagonistin wird in ein Stadtviertel des Steampunk-Universums gesteckt und bekommt nur ein Ziel grob vorgegeben. Wie der Spieler dieses Ziel erreicht, muss er selbst herausfinden.

Neu sind nun optionale Aufträge, die in den versteckten Schwarzmärkten vergeben werden. Von Ehemännern, die fremdgehen, bis hin zu korrupten Wachen sind viele Ziele dabei. Dabei entstehen viele bizarre Situationen, wenn Billie beispielsweise beauftragt wird, einen Mime zu beseitigen und es nach Selbstmord aussehen zu lassen.

Bei der Situation muss das schaulustige Publikum beachtet werden und alle möglichst geschickten Kombinationen der eigenen Fähigkeiten. Eine Möglichkeit wäre natürlich, brutal alle Beteiligten umzubringen, eine solide, aber barbarische Methode. Wer will schon sein Messer schmutzig machen, wenn er auch bei der Apotheke nebenan Chloroform stehlen, alle einschläfern/bewusstlos machen, mit Magie das Aussehen des Mimes annehmen und einen Wasserfall runterspringen kann? Natürlich, kompliziert ist das schon, aber wesentlich amüsanter.

Eine letzte Bemerkung zur Technik in der PC-Version. Nach ihren letzten beiden Spielen haben die Entwickler bei Arkane Studios endlich die Void-Engine in den Griff bekommen, das Spiel läuft besser als je zuvor.

Fazit

Dishonored: Death of the Outsider wird Fans der Reihe wahrscheinlich schon lange überzeugt haben. Jeder, der beim Hauptspiel verunsichert war, sollte jetzt definitiv noch einmal darüber nachdenken, diesen Standalone-DLC zu spielen - Dishonored 2 wird dafür im Übrigen nicht benötigt. Die Kampagne ist mit etwa zwölf Stunden zwei Drittel so lang wie die des Hauptspiels, kostet dafür aber nur die Hälfte.

Dishonored: Death of the Outsider ist für Playstation 4, Xbox One und den PC erhältlich.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Bethesda

Dishonored: Der Tod des Outsiders – Eine übernatürliche Assassine [Launch-Trailer]

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