Kritik zu Akte X 11.08 - Das Tor zur Hölle

SPOILER

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Mr. Chuckleteeth in Akte X

Am Mittwoch wird die finale Folge der Staffel 11 von Akte X auf ProSieben ausgestrahlt. Zum Countdown gibts jeden Tag eine Kritik bis zum Finale.

Düster wird es in den X-Akten. Mit Folge Nummer 8 der aktuellen Staffel öffnet sich “Das Tor zur Hölle”. Was spannend klingt und anfangs auch wunderbar gruselig daher kommt, entpuppt sich aber mit fortlaufender Dauer der Episode als zu viel Salz im Hexenkessel.

Der Auftakt der Episode ist noch vielversprechend, wenngleich das Drehbuch und die Ausstattung offensichtlich nicht umhin gekommen sind, kräftig in die Stephen-King-Kiste zu greifen. Ein kleiner Junge in einem gelben Regenmantel, der ins Spiel vertieft ist, bevor er auf grausame Weise von einem Wesen getötet wird - ist das noch der kleine Andrew in den Wäldern von Conneticut oder schon der kleine George Denbrough, der eine Begegnung mit Pennywise, dem tanzenden Clown hat?

Warum solche Ereignisse sofort Mulder und Scully auf den Plan rufen, präsentieren die beiden Agenten dann auch mit einer neuen Begründung, die man so zuvor auch noch nie gehört hat: Das FBI übernimmt die Ermittlungen, wenn es einen Angehörigen eines Polizisten erwischt hat. Aha. Auf so etwas mussten X-Philes dann auch elf Staffeln warten.

Das stressige Leben eines Fünfjährigen

Da aber weder Scully noch Mulder an Clowns mit regelmäßig wiederkehrendem Heißhunger auf kleine Kinder glauben, überbieten sie sich erst einmal mit ihren Theorien. Für Scully ist klar, dass der Angriff auf Andrew vorher genau geplant war. Immerhin muss der Mörder, der auf gar keinen Fall jünger als 19 und älter als 42 Jahre alt sein kann, den Tagesablauf eines Fünfjährigen beobachtet haben, um den geeigneten Moment abzupassen, um den Kleinen in den Wald zu locken. Zwar ist es bekannt, dass US-Ermittler versuchen, einen Täter vom Alter her einzuschränken, jedoch bleibt bei einer eigentlich so intelligenten Frau wie Scully doch ein kleiner Beigeschmack. Was ist, wenn der Täter 43 Jahre gewesen wäre? Hätte sie dann versagt? Und wie gefüllt kann der Tag eines fünf Jahren alten Jungen sein, damit man ihn über einen längeren Zeitraum verfolgen muss, um den optimalen Zeitpunkt abwarten zu können. Echt jetzt?

Mulder hingegen meint, seine Hausaufgaben leidlich gemacht zu haben. Hexen. Schwarze Magie. Höllenhunde. Von denen Scully nicht einmal weiß, was sie sein sollen. Und mit ihrer Rückfrage, was genau ein Höllenhund ist, doch Kopfschütteln verursacht. Anscheinend hat die gute Dana damit unter einem Stein gelebt, wenn es um bekannte Mythologien geht. Kann sie dann eigentlich noch Mulders Homie sein?

Mr. Chuckleteeth, won't you play with me?

Allerdings kommt “Das Tor zur Hölle” wunderbar gruselig für diejenigen daher, die einen gehörigen Respekt vor Puppen haben. Mr. Chuckleteeth ist prädestiniert dafür, Alpträume zu bescheren, und das liegt bestimmt nicht an dem nervigen Lied, das sich so unnachgiebig ins Gehirn bohrt. Noch beeindruckender sind allerdings die Bibbletiggles - eine perfide Mischung aus Alien-Gesicht und den Teletubbies. Ein nettes Detail ist hier, wie die kleine Emily fast wie ein Zombie vor dem Fernseher hängt und ihre komplette Aufmerksamkeit auf die Bibbletiggles konzentriert. Da braucht es nicht einmal den Kommentar von Emilys Mutter, um darauf hinzuweisen, dass die heutigen Kids eher vor einem Monitor hängen, als lieber draußen zu spielen.

Das kurze Aufeinandertreffen von Mulder und Emily sorgt dann aber auch für einen wunderbar leisen, fast unauffälligen Moment. Als die beiden Agenten neben Emilys Leiche knien, streicht Mulder flüchtig über die Jacke, mit der das Kind gnädigerweise abgedeckt ist. So bekommt der eigentlich sehr grausige Moment etwas Tröstliches und die Gewissheit, dass solche Fälle auch für einen gestandenen FBI-Agenten nicht zur Routine gehören.

Dann jedoch verliert die Folge ihren Kurs und begibt sich auf Abwege, die unnötig sind. Wenn Kinder ermordet werden, kann es nur ein Pädophiler sein. Also geht die Treibjagd auf einen - wie sich schließlich herausstellt - Unschuldigen los; einem Polizisten dabei zuzusehen, wie er auf eine am Boden liegende Person einprügelt und ihr schließlich in den Kopf schießt … nicht die cleverste Entscheidung. Zwar ist klar, dass dieser Polizist in erster Linie ein trauernder Vater ist, jedoch gab es in den letzten Monaten mehr als eine Meldung über vorschnell handelnde US-Polizisten in der Presse.

Vorschnelle Sch(l)üsse

Denn auch ohne diesen Exkurs ist klar, dass die Folge den Finger in die Wunde legen möchte, wenn es um vorschnelle Schlüsse geht. Da genügt Mulder, der erklärt, wie es zur Hexenverfolgung gekommen ist, sodass nicht erst plakativ noch mehr Blut fließen muss, um es dem Zuschauer begreiflich zu machen.

Dass dann im Endeffekt wirklich Schwarze Magie für die Ereignisse verantwortlich ist, ist ärgerlich und zeigt, dass Akte X nicht wirklich firm ist, wenn es um Übernatürliches geht. Obwohl man beide Serien nicht direkt vergleichen kann, drängt sich hier der Gedanke an Supernatural auf. Auch in dieser Serie haben Menschen öfter zur Schwarzen Magie gegriffen - aus welchen Gründen auch immer. Jedoch hat Supernatural diese Ereignisse behutsamer gelöst und nicht in den letzten Minuten einer Episode den Bodycount gekünstelt in die Höhe getrieben.

Akte X hat für diese Episode jedoch den Weg gewählt, am Ende alles abzuschlachten und zu verbrennen, was geht. Nochmal schnell jemanden einen Höllenhund an die Kehle gehetzt und die betrogene Ehefrau, die für die Ereignisse verantwortlich ist, in Flammen aufgehen lassen. Das alles mag nicht so recht zu Akte X passen und hinterlässt für eine düster-nette Folge einen faden Beigeschmack.

Fazit

“Das Tor zur Hölle” wäre die perfekt düstere Monster-Of-The-Week-Folge gewesen, wenn das Drehbuch nicht zig Handlungsstränge aufgegriffen und sich letztendlich darin verrannt hätte. So wird die Episode zum Ende hin unnötig hektisch und vor allem schludrig, was die geschickte Auflösung angeht, denn es bleiben einige Fragen offen. Schade.

Akte X: Der Film
Originaltitel:
X-Files: The Movie
Kinostart:
19.06.98
Laufzeit:
121 min
Regie:
Rob Bowman
Drehbuch:
Chris Carter, Frank Spotnitz
Darsteller:
David Duchovny, Gillian Anderson, Mitch Pileggi, William B. Davies, Martin Landau
Schwarze Blut, das aus der töten Kreatur austritt, sammelt sich und kriecht am Körper des Wilden hinauf.

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