Frischekur aus der Hölle - Kritik zu Hellboy: Call of Darkness

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Der Halbdämon Hellboy (David Harbour, Stranger Things) sieht zwar mit seinen abgesägten Hörnern, der massiven Eisenfaust und jeder Menge Muskelmasse aus, als würde er direkt aus der Hölle kommen. Jedoch wohnen in ihm ein gutes Herz und ein ausgeprägter Sinn für trockenen Humor. Mit diesen Waffen muss er gegen die mächtige, frisch wiederauferstandene Hexe Nimue (Milla Jovovich) und das Monster Gruagach ankämpfen.

Sie wollen die Menschheit ins Verderben stürzen - laut Prophezeiung steht das Ende der Welt bevor, wenn Nimue wiederkehrt. Und Hellboy soll ihnen dabei helfen - schließlich war es ihm laut Nimue bestimmt, selbst Initiator des Weltuntergangs zu sein. Wäre da nicht das gütige Wesen des Hellboy. Sein Ziehvater Trevor Bruttenholm (Ian McShane, American Gods) hatte ihn in jungen Jahren zu sich aufgenommen. Er leitet nebenbei auch das Bureau for Paranormal Research and Defense (B.P.R.D.) Mit seiner Unterstützung wurde Hellboy als Spezialagent gegen feindliche Monster und Dämonen ausgebildet.

Als Bruttenholm, genannt Broom, seinen Ziehsohn für einen Auftrag nach London schickt, macht sich Nimue auf, ihn zu finden. Dabei zerstört sie nicht nur ganze Landschaften, sondern hetzt auch die Armee der Finsternis auf den roten Helden. Aber Hellboy ist nicht allein: Ihm zur Seite stehen Alice (Sasha Lane, American Honey) und Ben (Daniel Dae Kim, Lost), die ihrerseits ein paar spezielle und nicht minder beeindruckende Fähigkeiten besitzen. Hellboy muss sich entscheiden: Bleibt er auf der guten Seite, oder kommt er seiner eigentlichen Bestimmung nach?

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Dunkler und blutiger

Erfolgreiche Comicreihen erhalten mitunter auf der Kinoleinwand eine Neuauflage. Knapp 15 Jahre nach dem ersten Leinwand-Auftritt darf nun auch der Halbdämon Hellboy eine Rückkehr wagen. Obwohl er es als Comicfigur im Print hierzulande nie ganz so bekannt war wie Batman oder Superman, waren die beiden Verfilmungen mit Ron Pearlman durchaus erfolgreich. Jedoch reichte es nicht zur Vollendung der Trilogie von Guillermo del Toro,da das angeforderte Budget nicht zusammenkam. Also darf nun ein frisches Team ran. Hellboy: Call of Darkness zeigt nun mit David Harbour als neuem Helden mit Hörnern und Eisenfaust vor allem dunklere Nuancen.

Dabei geht man nicht nur mit mehr Action in die Szenerie hinein, sondern behandelt im Drehbuch auch etwas ernsthaftere Töne als bei den beiden Vorgängern. Fragen nach der Bestimmung und der Zugehörigkeit werden aufgeworfen. Dass dabei vor allem der trockene Humor des Hellboy nicht auf der Strecke bleibt, war dem Regisseur Neil Marshall (Game of Thrones, The Descent) besonders wichtig.

Zwar handelt es sich bei Hellboy: Call of Darkness nicht um die lange erwartete Version von Guillermo del Toro, der aus oben genannten Gründen nicht erneut an der Regieklappe stand. Dennoch wollte man den Fans, die sich neben dem neuen Regisseur auch noch an einen neuen Helden gewöhnen mussten, eine Version anbieten, die besonders nah an den Comics sein soll. Um es kurz zu machen: Die tonale Umschichtung ist in den meisten Fällen durchaus gelungen, ebenso das Vorhaben, die Geschichte von Hellboy ein wenig erwachsener und blutiger aufzumachen.

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Verjüngungskur mit neuem Team

Überhaupt hat den Effekten die Verjüngungskur und das frische Team gutgetan. Besonders eine Szene, in der Hellboy gegen drei Riesen kämpft, belohnt den Gang ins Kino, da sie visuell besonders beeindrucken gestaltet ist.

Auch die liebevoll designten Kostüme und die immer wiederkehrenden Szenen, die den Untergang der Welt heraufbeschwören (mit dabei natürlich Feuer, Funken und Lavaflüsse, wie man sich den Weltuntergang eben so vorstellt), sind ein wahrer Augenschmaus. Für manche Schauplätze wie London oder die englische Landschaft hätte sich die Kamera jedoch ein wenig mehr Zeit lassen können - ein wirkliches Gefühl für die Szenerie bekommt man an manchen Stellen nicht, bevor wieder die nächste Schlägerei beginnt.

David Harbour trug übrigens während der Szenen keinen Motion-Capture-Suit, sondern schulterte wortwörtlich ein Gummikostüm. Dass sich der massive Hellboy trotz des zusätzlichen Gewichts so flüssig bewegt, hat Harbour einiges an Training gekostet. Doch es scheint sich auszuzahlen: Die Action-Sequenzen sind unterhaltsam und flüssig choreografiert. Auch das Hellboy-Unterstützerteam, bestehend aus Alice und Ben, macht seinen Job gut und kann auch für den einen oder anderen Schmunzler sorgen. Ian McShane spielt als Ziehvater gewohnt hochwertig auf. Ihm nimmt man die väterliche Strenge absolut ab.

Resident Evil vs. Höllentour

Einen - Achtung, Wortspiel - Pferdefuß hat Hellboy: Call of Darkness allerdings doch. Wie so oft krankt es auch im dritten Teil der Halbdämonen-Saga an einem glaubwürdigen und vor allem überzeugenden Gegenspielern. Milla Jovovich blickt vor allem mit der Resident Evil-Reihe auf eine beachtliche Action-Karriere zurück. In den ersten Sequenzen des Films kann sie auch noch weitgehend als wutschnaubende Zombie-Göttin die Leinwand für sich einnehmen.

Doch mit zunehmender Spiellänge wird sie mehr und mehr zur elfengleichen, sphärisch-fließenden und damit leider sehr scherenschnittartigen, um nicht zu sagen, schlappen Bösewichtin. Schauspielerisch kann sie mit Harbour kaum mithalten, das fällt vor allem in den Szenen auf, die die beiden allein bestreiten. Allerdings gibt ihr auch das Drehbuch nur wenig Spielraum: Außer wehklagen und Hellboy beschwören, sich ihrer Bewegung zuzuwenden, hat die selbsternannte Blutkönigin leider nur wenig zu tun. Schade, dass man ausgerechnet bei einer so wichtigen Figur nicht tiefer eindringt. Als Alice bei Resident Evil konnte sie mehr überzeugen. Vielleicht hätte man der Blutkönigin ein paar Folter-Waffen zur Verfügung stellen können? Das Repertoire dürfte in der Hölle sicher groß genug sein.

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Fazit

Die Frischekur bekommt dem mittlerweile 15 Jahre alten Hellboy-Franchise recht gut. Die Kostüme und Settings bieten genügend Schauwerte, die Action macht Spaß und David Harbour und sein neues Team sind eine exzellente Casting-Wahl. Allein die Antagonistin fällt deutlich ab. Für zwei Stunden Actionkino aus der Hölle dürfte Hellboy: Call of Darkness allerdings dennoch verlässlich sorgen.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Legendary / Summit Entertainment
Hellboy Filmposter
Originaltitel:
Hellboy
Kinostart:
16.09.04
Laufzeit:
122 min
Regie:
Guillermo del Toro
Drehbuch:
Guillermo del Toro
Darsteller:
Ron Perlman, John Hurt, Selma Blair
Während des Zweiten Weltkriegs wird Hellboy durch ein Ritual erschaffen und aus der Hölle an die Erdoberfläche gebracht, um diese in Chaos und Leid versinken zu lassen. Eine Truppe Alliierter, mit dabei der Experte für Paranormales Professor Broom, kann das gerade so verhindern und die Dämonen zurückdrängen, doch etwas ist durch das Portal gekommen: Hell Boy. Er ist noch ein Baby und Professor Broom schließt ihn ins Herz und zieht ihn auf. 60 Jahre später. FBI Agent John Myers wird dem Büro für Paranomale Forschung und Verteidigung zugeteilt. Er soll auf einen der sogenannten "Freaks" aufpassen. Er ist groß und rot und hat eine Schwäche für Katzen: Hellboy.

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