Reise ins Unbekannte - Kritik zu Folge 1.05 von Loki

SPOILER

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Die Erwartungen an eine vorletzte Folge vor einem Finale sind meist hoch. Für “Reise ins Unbekannte” könnten die Erwartungen unter Umständen zu hoch gewesen sein - aber bereits an dieser Stelle sei gesagt: Das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn auch Folge 5 von Loki präsentiert sich als sehenswerte Episode einer bislang starken Serie zum Gott des Schabernacks.

Wer in der vergangenen Woche die Abspannszene verpasst haben sollte, wird direkt zu Beginn von “Reise ins Unbekannte” abgeholt. Ein kurzer Flug über das zerstörte New York (und wir haben doch bestimmt alle rechts am Bildrand bemerkt, dass der Avengers-Tower als Qeng-Tower zu sehen ist, ja? Mehr dazu später …) führt uns zu Loki, Classic Loki, Boast Loki, Kid Loki und Alligator Loki. Wo sind wir eigentlich? In der Leere. Der Müllhalde, auf der alles landet. Und diese böse, schwarze Wolke da ist Alioth.

“Wir sind sein Mittagessen.”

Genau jetzt wird es interessant im Hinblick darauf, wer hinter der TVA stecken könnte. “Reise ins Unbekannte” streut viele kleine Hinweise, die es Stück für Stück zusammenzusetzen gilt. Alioth ist das erste Wesen im Comic-Universum, das sich aus dem Zwang der Zeit befreien konnte. Sein Reich ist größer als das von Kang - und Alioth ist auch der Grund, warum Kang nicht versucht hat, sein Reich zu vergrößern. Stattdessen hat Kang eine Barriere errichtet, die Alioth daran hindern soll, in seinen Tanzbereich einzudringen.

Etwas plump ist der Versuch, dass Ravonna sich nach der Ereignissen der vorangegangenen Episode auf einmal kooperativ zeigt. Es ist klar, dass die Szene zwischen ihr und Sylvie nur dazu dient, noch ein paar Information zu streuen, die es für die Handlung braucht. Aber dass auch Ravonna unbedingt wissen möchte, wer sie da angelogen hat und auf einmal doch eine Gute werden könnte? Nicht wirklich glaubwürdig. Jedoch ist damit auch offiziell bestätigt, dass das Auslöschen nicht den Tod bedeutet, sondern wie in der vergangenen Woche schon vermutet eine Transformation in die Leere, auch Müllhalde genannt.

Nicht sterben ist eine generelle Anforderung an das Leben

In der Leere hat Loki unterdessen einen sehr amüsanten, aber auch sehr nachvollziehen Ausraster oder auch Nervenzusammenbruch - je nachdem, welchen Blickwinkel man einnehmen möchte. Die Handlung der Serie hat ihn immerhin aus seinem gewohnten Leben herausgerissen, ihm einige Aspekte seiner Psyche vor Augen geführt und mit der TVA mal eben ein vollkommen neues Konstrukt vor die Nase gesetzt. Da darf man schon mal laut werden. Auch wenn das die Aufmerksamkeit von Alioth wecken könnte.

Wunderbar ist auch das Zusammenspiel der Darsteller an diesem Punkt. Jack Veal spielt Kid Loki souverän und hat keine Probleme, sich neben dem prominenten Cast präsent zu zeigen. Und Richard E. Grant zeigt sich als Classic Loki wunderbar britisch - als Zuckerle kann er sogar mit Alligator-Loki kommunizieren. Ein wahres Highlight in der Episode. Da kann man auch großzügig darüber hinwegsehen, dass die Leere mitunter stark an Sequenzen von The Last of Us erinnert. Gerade das zerstörte, von Grün übersäte New York mutet an wie das Kapitel, das in Boston spielte.

Dafür gibt es nun aber auch eine Menge Easter Eggs zu finden. Zu sehen sind der Thanos-Copter, Yellowjackets Helm und direkt nach Mjölnir gibt es einen Blick auf Throg, der versucht, an Mjölnir heranzukommen. Wer dann noch nicht genug hat, lernt dann auch noch President Loki kennen. Dieser Loki entstammt “Vote Loki”, einer Comic-Reihe aus dem Jahr 2016, welche die Präsidentschaftswahl als Satire nahm.

Loki - der Marvel-Schurke mit der größten Charakterentwicklung

Eine Offenbarung über den Charakter von Loki ist die Szene, in der die Varianten sich von ihren Nexus-Vorfällen erzählen. Gerade Classic Loki gibt hier einen tieferen Einblick zu der Figur und den Motiven, die Loki zum Handeln bewegen. Es wird deutlich, wie sich der Kreis zur Charakterentwicklung schließt. Loki hat seit seinem ersten Auftritt im MCU mit die größte Entwicklung einer Figur durchgemacht. Die Filme haben immer wieder anklingen lassen, warum Loki so handelt, wie er handelt. Hinter der Bravado-Fassade steckte schon immer ein unsicherer Junge, der sich vor allem alleine fühlte und sich selbst in Frage stellte. Ist eine Adoptivfamilie eine richtige Familie? Oder ist und bleibt Loki ein Außenseiter, der zum Alleinsein verdammt ist?

In Thor und Marvel’s The Avengers blitzte dies immer wieder auf, vollends zu sehen war es erstmals in Thor - The Dark Kingdom, als ein um seine Mutter trauernder Loki die Fassade in seinem Glasgefängnis fallen lässt. Thor: Tag der Entscheidung und Avengers: Infinity War haben dies weiter vorangetrieben, sodass der Loki, den wir in der Serie zu sehen bekommen, die logische Folgerung seiner Entwicklung ist.

Komm unter meine Decke

Vermutlich wirkt auch deswegen der Moment zwischen Loki und Sylvie so stark. Es hat nichts mit Schwäche zu tun, wenn Loki sich Sylvie gegenüber erlaubt, seine wahre und auch verunsicherte Seite zu zeigen. Er hat realisiert, dass er keine Freunde hat und allein ist. Wer ehrlich zu sich ist, hat in den vergangenen Wochen während der Pandemie festgestellt, dass eingeschränkte Kontakte vielen auf Dauer nicht gut tun. Aufgrund dessen ist es so berührend, wenn Loki die Fassade, die er zu lange aufrecht erhalten hat, einfach mal fallen lässt.

Fest steht: Die Wolke muss weg. Ob das allerdings eine schlaue Entscheidung war? Wir erinnern uns an den Qeng-Tower. Der CEO von Qeng Industries ist Mr. Gryphon, eine Version von Kang, der Eroberer. Die Serie hat über Ravonna, die in Verbindung zu Kang steht, immer wieder Hinweise gestreut, dass Kang hinter der TVA stecken könnte. Damit haben Sylvie und Loki im Finale ein Problem. Denn Alioth hat potenziell Kang in Schach gehalten - durch Sylvies und Lokis Eingreifen ist das jetzt aber nicht mehr der Fall. Kang könnte somit im Finale einen drastischen Auftritt haben ...

Fazit

Die vorletzte Folge vor dem Finale in der kommenden Woche scheint auf den ersten, flüchtigen Blick nicht allzu viel zu bieten. Vieles hat sich bereits in Folge 4 angedeutet und ist jetzt verifiziert. Spannend bleibt, ob die Serie mit Kang im Finale den Antagonisten für Phase 4 des MCU enthüllt und nicht erst mit Ant-Man and The Wasp: Quantumania. Ein großer Wunsch für das Finale bleibt auf jeden Fall: Die Beantwortung auf die Frage, welchen Nexus-Vorfall Sylvie verursacht hat - und ob Mobius seinen Jet-Ski bekommt.

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