Kritik zu Black Widow: Der Schwanengesang für Natasha Romanoff

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Black Widow

Nachdem Black Widow sich am Ende von The First Avenger: Civil War gegen die US-Regierung gestellt und damit gegen die Sokovia-Verordnung verstoßen hat, befindet sie sich auf der Flucht. Thaddeus Ross hat es sich zur Aufgabe gemacht, Natasha hinter Gitter zu bringen, doch diese ist ihm immer einen Schritt voraus und kann nach Norwegen fliehen. Ihr Exil dauert jedoch nicht lange an, sorgt ein Paket doch dafür, dass sie eines Abends von dem maskierten Taskmaster angegriffen wird. Der Absender der Sendung führt Natasha zurück nach Budapest, wo sie auf eine sehr alte Bekannte trifft und lernen muss, dass das Black-Widow-Programm alles andere als beendet wurde.

Ein Film, der einige Jahre zu spät kommt

Scarlett Johansson ist nach Robert Downey Jr. und Samuel L. Jackson die dienstälteste Marvel-Heldin des MCU. Sie war in sieben Filmen als Natasha Romanoff zu sehen, spielte die Rolle seit 2011 und hielt über Jahre die Flagge als einzige nennenswerte weibliche Heldin in Marvels Cinematic Universe hoch. In Avengers: Endgame endete dann schließlich die Heldenreise der Black Widow, und die Verantwortlichen des MCU sagten sich: "Weißt du was? Das ist doch jetzt der perfekte Zeitpunkt, um doch noch einen Solo-Film über sie zu machen."

Gesagt getan, knapp zwei Jahre nach ihrem fiktionalen Tod in Avengers: Endgame ist Black Widow zurück auf der Leinwand, in einem Film, der es schafft, sowohl lange überfällig als auch irgendwie überflüssig zu sein. Wenn man ehrlich ist, hätte das Soloabenteuer von Natasha Romanoff eigentlich den Platz von Captain Marvel einnehmen müssen. Nicht nur hatte Scarlett Johansson es verdient, den ersten MCU-Solo-Film einer weiblichen Heldin zu bekommen, Captain Marvel war auch nicht unbedingt notwendig für die Geschehnisse in Endgame. Stattdessen wird Black Widow nun irgendwie in Phase 4 nachgeschoben, und den Ballast, dass die Hauptfigur in der fiktionalen Zeitlinie bereits verstorben ist, wird der Film nie ganz los. Trotzdem ist das erste Soloabenteuer von Natasha Romanoff ein über weite Strecken unterhaltsames Unterfangen.

James Bond lässt grüßen

Die Macher von Marvel orientieren sich ja gern einmal an bestimmten Genres. Im Falle von The Return of the First Avenger nahm man sich Politthriller zur Vorlage, bei Guardians of the Galaxy war es eine Space Opera, und Ant-Man ging in Richtung Heist-Movie. Auch Black Widow fällt in diese Kategorie Marvel-Film, wobei man sich hier wenig überraschend für einen Agentenfilm im Stil von James Bond oder Mission: Impossible entschieden hat. Besonders die ersten beiden Drittel gehen stark in die Richtung, bevor am Ende dann doch wieder der typische Bombast einer Marvel-Comicverfilmung übernimmt.

Interessanterweise muss man dabei zunächst festhalten, dass Black Widow, trotz etablierter Heldin, einiges an Zeit benötigt um Tempo aufzunehmen. Durch einen viertelstündigen Prolog und dem nachfolgenden Aufbau vergehen fast 40 Minuten, bevor der Plot so richtig in Fahrt kommt. Sobald dies geschieht, hat der Film auch seine stärkste Phase. Dies liegt allerdings nicht unbedingt an der Geschichte, sondern an den Figuren.

Die guten Guten und die schlechten Bösen

Wieder einmal beweisen die Produzenten von Marvel, wie gut sie darin sind, ihre Helden und Heldinnen passend zu besetzen. In Black Widow stoßen Florence Pugh, David Harbour und Rachel Weisz neu zum Heldenensemble, und alle drei sind perfekt besetzt. Besonders Pugh und Harbour feiern ein starkes Debüt und können ohne Zweifel als das Highlight von Black Widow bezeichnet werden. Pugh glänzt dabei auch im Zusammenspiel mit Johansson und empfiehlt sich definitiv für weitere Auftritte. Auch die Familiendynamik des Quartetts sorgt für jeden Menge Spaß und zählt ebenfalls zu den besten Momenten. Getrübt wird die Sache hier nur eben durch den Umstand, dass man davon vermutlich nicht mehr viel sehen wird, außer Marvel milkt die Zeit vor Natashas Tod noch in weiteren Filmen.

Wo Black Widow dagegen weniger überzeugt ist bei der Action als auch den Gegenspielern. Insgesamt gibt es drei große Actionszenen im Film, die sich alle kein Bein ausreißen und kaum wirklich in Erinnerung bleiben. Auch das Finale ist, wie schon angesprochen, kein Meilenstein in der Marvel-Geschichte und fühlt sich zudem etwas lang an.

Ein Komplettausfall sind zudem die Gegenspieler. Dass Marvel gern einmal ein Problem mit seinen Antagonisten hat, ist ja nicht unbedingt neu. Black Widow ist aber gewissermaßen Inbegriff dieser Problematik. Mit Taskmaster und Dreykov muss es die Black-Widow-Familie mit zwei Gegnern aufnehmen. Dreykov glänzt allerdings über weite Strecken durch Abwesenheit und bleibt am Ende trotzdem noch blass, während man bei Taskmaster das Gefühl bekommt, dass die Figur nur aus dem Grund im Film ist, damit Black Widow und Co irgendjemandem zum kämpfen haben. Auch die Auflösung um den maskierten Gegner lässt sich leider schon sehr früh erahnen.

Fazit

Black Widow ist ein solides Marvel-Abenteuer, das besonders vom Zusammenspiel seiner Hauptfiguren und der Dynamik der Widow-Familie lebt. Leider braucht der Film etwas lange, um wirklich in Fahrt zu kommen und auch in Hinblick auf die Action und vor allem die Gegenspieler ist deutlich Luft nach oben.

Black Widow
Originaltitel:
Black Widow
Kinostart:
08.07.21
Regie:
Cate Shortland
Drehbuch:
Ned Benson, Jac Schaeffer
Darsteller:
Scarlett Johansson, Florence Pugh, David Harbour, Rachel Weisz, O-T Fagbenle, Ray Winstone, Olivier Richters
Der erste Film von Marvels Phase 4 ist auch gleichzeitig das erste Soloabenteuer von Natasha Romanoff.

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