Eternals: Kritik zum neuesten Marvel-Abenteuer

Vor 7.000 Jahren schickte der Celestial Arishem zehn Bewohner des Planeten Olympia auf die Erde. Mit Superkräften ausgestattet, sollten sie die Lebewesen vor den tödlichen Deviants beschützen. In den folgenden Jahrtausenden standen die Eternals zwischen den Menschen und den Deviants und konnten schließlich das letzte der Monster töten. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten trennten sich die Wege der unsterblichen Helden dann allerdings und sie versuchten, sich neue Existenzen aufbauen. Als eines Tages ein neuer Deviant auftaucht, liegt es an Sersi und Ikaris, die Gruppe wieder zusammenzubringen und erneut den Kampf aufzunehmen.

Nach Shang-Chi sind die Eternals die nächsten neuen Helden, die Marvel den Zuschauern im Zuge der vierten Phase des MCU vorstellt. Dabei trafen die Verantwortlichen im Vorfeld mal wieder eine interessante Wahl in Hinblick auf die Person, die das erste Abenteuer des neuen Teams umsetzen sollte. Chloé Zhao schuf mit The Rider und Nomadland gleich zwei Kritikerlieblinge, wobei sie für Letzteren in diesem Jahr sogar den Oscar als beste Regisseurin gewann. Entsprechend spannend war die Frage, wie sich Zhao in der doch sehr formelhaften Welt von Marvel schlagen würde.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Eternals sich tatsächlich etwas anders anfühlt als so manch anderer Marvel-Film. Zhao legt einen großen Fokus auf die Figuren und weniger auf actionreiches Spektakel, punktet aber trotzdem mit tollen Bildern. Auch der Humor wird etwas zurückgefahren, vor allem, wenn man Eternals mit Filmen wie Guardians of the Galaxy oder Thor: Tag der Entscheidung vergleicht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es gar nichts zu lachen gibt. Komplett ohne humorvolle Szenen kommt schließlich kein Marvel-Film aus.

Die Figuren und das Casting gehören dabei zu den großen Stärken von Eternals. Erneut hat man bei Marvel mit der Besetzung jede Menge richtig gemacht. Fast jeder Eternal funktioniert als Figur und kommt mit seinen ganz eigenen Problemen und Schwierigkeiten. Überhaupt nicht störend ist hier auch das Vielfaltsthema. Während eine Figurenauswahl wie in Eternals in manchen Filmen eher wie ein Gimmick gewirkt hätte, ist es hier weder aufgesetzt, noch bekommt man das Gefühl, es wäre irgendwie unnatürlich.

Allerdings bringt die große Anzahl an Figuren auch ein paar Schwierigkeiten mit sich. Die Eternals bestehen aus zehn Mitgliedern, sodass man entsprechend viel Zeit benötigt, um allen zumindest etwas gerecht zu werden. Dadurch kommt am Ende eine Laufzeit von über 150 Minuten zusammen, wobei man aber leider nicht sagen kann, dass diese wie im Flug vergeht. Ganz im Gegenteil, auch wenn Eternals nie wirklich langweilig ist, wirkt der Film doch immer mal wieder etwas zäh.

Dabei spielt auch die Tatsache eine Rolle, wie die Handlung erzählt wird. Ein Großteil der Geschichte verbringt das Drehbuch damit, die Eternals wieder zusammenzuführen. Dies läuft jedoch immer nach demselben Schema ab: Die Gruppe reist an einen neuen Ort, der Zuschauer lernt einen oder mehrere Enternals und die jeweiligen Lebensumstände kennen, es gibt einen Kampf oder eine größere Enthüllung und dann beginnt das Spiel wieder von vorn. Dazu ist die Art und Weise, wie wichtige Informationen vermittelt werden, oft ebenfalls eher unspannend. Als Sersi beispielsweise den ersten großen Informationsschub bekommt, der einen wichtigen Wendepunkt in der Handlung darstellt, geschieht das einfach nur durch einen Monolog umrahmt von ein paar Rückblenden.

Ähnlich unspannend sind leider auch viele der Actionszenen geraten. Kämpfe gegen generische CGI-Monster hat man als Zuschauer mittlerweile leider mehr als genug gesehen und die Deviants können zudem auch nicht durch ein besonders Design punkten. Der Versuch, einem der Deviants etwas mehr Persönlichkeit zu geben, scheitert zudem ebenfalls, weil die Figur einfach unnötig ist. Der Film hätte praktisch auch komplett ohne sie funktioniert, sodass sich der Deviant etwas wie Zeitverschwendung anfühlt.

Deutlich besser geraten ist dagegen das Finale des Films. Hier feuert man zwar ebenfalls kein sensationelles Actionfeuerwerk ab, punktet aber dafür auf emotionaler Seite. Es zahlt sich gewissermaßen aus, dass Zhao zuvor so viel Zeit in die Figuren investiert hat. Auf der anderen Seite hätte sich das Ergebnis aber sicher auch in einem straffer erzählten Film erreichen lassen, wenn man beispielsweise vielleicht nur sechs und nicht gleich zehn neue Helden auf das Publikum losgelassen hätte.

Fazit

Wer bei Eternals auf einen weiteren Hit wie Guardians of the Galaxy gehofft hat, der wird leider enttäuscht. Das etwas ungelenke Drehbuch und die highlightarmen Actionszenen sorgen dafür, dass Marvels neuester Film sein durchaus vorhandenes Potenzial nicht ausschöpfen kann. Die interessanten Figuren können zwar noch einiges retten, am Ende bleibt aber trotzdem der Gedanke, dass hier mehr drin gewesen wäre.

Eternals Poster
Originaltitel:
Eternals
Kinostart:
03.11.21
Regie:
Chloé Zhao
Drehbuch:
Chloé Zhao, Patrick Burleigh, Ryan Firpo, Kaz Firpo
Darsteller:
Angelina Jolie, Kumail Nanjiani, Ma Dong-seok, Richard Madden, Salma Hayek, Lauren Ridloff, Brian Tyree Henry, Lia McHugh, Gemma Chan, Barry Keoghan, Kit Harington
Im dritten Film der Phase 4 des Marvel Cinematic Universe feiert mit den Eternals eine neue Heldengruppe ihr Leinwanddebüt

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