Kritik zu Thor: Love and Thunder

Nach den Geschehnissen in Avengers: Endgame ist Thor immer noch mit den Guardians of the Galaxy unterwegs. Nun wieder fit und muskelbepackt kämpft er an der Seite der Guardians, als ihn ein Hilferuf einer alten Freundin erreicht. Thor erfährt, dass ein Mann namens Gorr damit begonnen hat, alle Götter zu töten. Da Gorrs nächstes Ziel Neu Asgard ist, kehrt Thor zurück auf die Erde, wo er auf seine alte Liebe Jane Forster trifft. Gemeinsam mit Jane und unterstützt von Walküre macht sich der Gott des Donners auf, andere Götter für seinen Kampf gegen Gorr zu rekrutieren, bevor es zu spät ist.

Noch klamaukiger aber auch ernster

Mit Thor: Tag der Entscheidung übernahm Regisseur Taika Waititi das Zepter des Marvel-Donnergottes und verpasste ihm einen neuen Anstrich. Deutlich humorvoller angelegt als die beiden Vorgängerfilme, erwies sich Tag der Entscheidung als großer Erfolg an den Kinokassen. Allerdings sagte der neue humorlastige Ton nicht allen Fans von Thor zu und gerade diese sollten lieber einen Bogen um Thor: Love and Thunder machen. In seiner Fortsetzung schafft es Waititi, sowohl alberner als auch ernster als im direkten Vorgänger zu sein, was auch gleichzeitig eine der größeren Baustellen des Films ist. Gerade die erste Hälfte ist sehr humorlastig, wobei einige Gags nur bedingt zünden. Manche Witze wirken zudem arg bemüht. So gibt es beispielsweise einen Running-Gag, bei dem Jane versucht, die ideale Catchphrase für sich zu finden. Die dazugehörige Auflösung am Ende ist aber eher überschaubar lustig und lässt einen eher mit einem "Das wars?" zurück.

In der ersten Hälfte tappt Waititi zudem wieder in die bekannte Marvel-Falle, die auch James Gunn bei seinen Guardian-Filmen oft nicht vermeiden kann. Ernste Szenen dürfen generell nicht für sich stehen, sondern müssen immer durch einen Gag oder Witz unterbrochen werden. Dadurch wirkt es so, als würde sich der Film oft nicht ernst nehmen, was für die erzählte Handlung nicht unbedingt förderlich ist. Im letzten Drittel wird dies dann allerdings deutlich besser und gerade am Ende ist die notwendige Ernsthaftigkeit vorhanden. Generell hat der Film aber weiteren Strecken das Problem, dass die auf eine Art vergleichsweise ernste Geschichte nicht ganz zum dargebotenen Klamauk passen möchte.

Eine flott erzählte Geschichte mit Schwächen

Abgesehen von den tonalen Schwankungen erweist sich Thor: Love and Thunder aber als flott erzählter Marvel-Film, der keine Langeweile aufkommen lässt und praktisch wie gemacht für die Sommer-Blockbuster-Zeit zu sein scheint. Mit knapp 120 Minuten fällt die Laufzeit dabei auch wieder etwas kürzer als, als bei vergleichbaren Filmen in den vergangenen Jahren. Entsprechend gibt es aber auch keine Längen oder zähe Momente. Für das, was Taika Waititi in Thor: Love and Thunder erzählen möchte, ist die Lange perfekt gewählt.

Allerdings hat das Drehbuch auch die eine oder andere Schwäche. So wirkt die Handlung besonders in den Anfangsminuten etwas holprig, bis man schließlich den Ausgangspunkt für die Geschichte, die man letztendlich erzählen möchte, erreicht hat. Darüber hinaus fehlt dem Film ein wirkliches Action-Highlight. Mittlerweile hat der Zuschauer schon in zu vielen Marvel-Produktionen gesehen, wie Thor gegen die verschiedensten CGI-Wesen kämpft, sodass die Aufregung sich hier mittlerweile in Grenzen hält. Auch die direkten Aufeinandertreffen zwischen dem Donnergott und dem Götterschlächter dürften niemand aus dem Kinosessel reißen. Hier wirkt alles sehr Standard.

Dazu gibt es die eine oder andere inhaltliche Entwicklung, die langjährige Marvel-Fans nicht zu sehr hinterfragen sollten. So ist Gorr beispielsweise auf der Suche nach etwas, bei dem man sich durchaus die Frage stellen darf, wieso Thor dies nicht nach der Niederlage gegen Thanos in Betracht gezogen hat. Auch die Darstellung der Götter wirkt so, als würde man sich bei Marvel die Sache immer gerade so drehen, wie man es in dem jeweiligen Film beziehungsweise der Serie braucht.

Eine alte Liebe flammt wieder

Die große Ankündigung im Vorfeld von Thor: Love and Thunder war natürlich die Rückkehr von Natalie Portman, die nun erstmals auch selbst zum Hammer Mjölnir greifen würde. Portman macht ihren Job dabei richtig gut und Jane Foster funktioniert auch als Heldin. Spannenderweise greifen die Macher dabei einen anderen Aspekt aus der Comicvorlage, in der Jane ebenfalls selbst zum Thor wurde, auf, was die Figur noch greifbarer macht. Auch der Grund dafür, warum Jane zur Heldin wird, ist durchaus gut erzählt.

Chris Hemsworths Thor wird in seinem vierten Soloabenteuer ebenfalls wieder mit einigem konfrontiert. Der nordische Gott hat seit Thor: Tag der Entscheidung einige Dinge durchmachen müssen und viel verloren. In Love and Thunder geht es für die Figur nun darum herauszufinden, wer er eigentlich ist und was genau er in seinem Leben machen möchte. Auch dieser Aspekt der Geschichte ist gelungen und bringt eine überraschende aber durchaus nette Auflösung.

Der Götterschlächter und die Walküre

Für die Rolle des Gegenspielers konnten sich die Verantwortlichen von Marvel in Thor: Love and Thunder mal wieder die Dienste eines namhaften Darstellers sichern. Christian Bale kehrt nach drei Batman-Filmen unter der Regie von Christopher Nolan zurück zum Genre der Comicverfilmungen und macht einen richtig guten Job. Auf dem Papier ist Gorr nicht unbedingt die spannendste aller Figuren und auch im Film erweist er sich nicht als jemand, der in die Geschichtsbücher der besten Filmschurken eingehen wird. Was Gorr jedoch aus dem Mittelmaß heraushebt, ist die Darstellung von Bale. Dieser bringt die verschiedenen Facetten von tragisch über gruselig hervorragend auf die Leinwand und erweist sich als unterhaltsamer Gegenspieler.

Auch Tessa Thompson als Walküre weiß erneut zu überzeugen, allerdings tut das Drehbuch der Figur keinen wirklichen Gefallen. So wird bei Walküre zunächst eine Art Charakterbogen aufgebaut, da sie sich ähnlich wie Thor allein fühlt und zudem auch die Bürde des Anführers von Neu Asgard spürt, nur geht dies leider nirgendwo hin. Am Ende fühlt es sich sogar etwas danach an, als hätten die Autoren Walküre vergessen.

Gleiches gilt auch für die Rückkehr von Jaimie Alexander als Sif, die praktisch gar nichts zu tun bekommt. Ihr Auftritt ist eher ein großer Cameo, weshalb sich die Frage stellt, warum sie überhaupt im Film ist. Deutlich mehr bekommt dagegen Russell Crowe zu tun, der mit Zeus den ersten griechischen Gott in Marvels Cinematic Universe spielt. Crowe hat sichtlich Spaß in seiner Rolle, zu groß fällt aber auch sein Auftritt nicht aus.

Fazit

Mit Thor: Love and Thunder macht Taika Waititi genau da weiter, wo er mit Thor: Tag der Entscheidung aufgehört hat. Der Film bietet jede Menge Humor, wobei aber nicht jeder Gag zünden will und manchmal sogar der Handlung eher schadet. Trotzdem erzählt Love and Thunder eine flotte Geschichte, der es zwar etwas an echten Highlights fehlt, die aber auch nie Langeweile aufkommen lässt.

Thor Love and Thunder Poster
Originaltitel:
Thor: Love and Thunder
Kinostart:
07.07.22
Regie:
Taika Waititi
Drehbuch:
Jennifer Kaytin Robinson, Taika Waititi
Darsteller:
Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Natalie Portman, Taika Waititi, Christian Bale, Chris Pratt, Jaimie Alexander, Dave Bautista, Karen Gillan, Pom Klementieff, Russell Crowe
In seinem vierten Soloabenteuer trifft Thor wieder auf Jane Foster, die nun selbst über Superkräfte verfügt.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.